Kirchengesang der Mennoniten

Das Singen christlicher Lieder ist immer in Zusammenhang gebracht worden mit Gottesdienst. Verschiedene Bibelstellen belegen, dass schon in den apostolischen Gemeinden im Gottesdienst gesungen wurde. So finden wir in Eph. 5, 19 z. B. folgenden Auftrag: Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.
In der Reformationszeit kam das Kirchenlied dann aber erst zur vollen Entfaltung. Die >Täufer hatten ein sehr ausgeprägtes Liedgut. Die meisten Lieder waren Märtyrerlieder, manche aber auch Bekenntnislieder. In dieser Zeit beginnt die Geschichte des Gesanges der Mennoniten.
Man begann irgendwann das Liedgut zu sammeln. Im Jahre 1565 wurde das erste deutsche Gesangbuch der Mennoniten unter dem Titel “Ein schön Gesangbüchlein Geistlicher Lieder” publiziert. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurden noch viele Gesangbücher herausgegeben, dazu gehört der “Ausbund”, das bedeutendste Gesangbuch in der Geschichte der Mennoniten, das 1570 veröffentlicht wurde. Dieses Buch wird noch bis heute unter den >Amischen und den Hutterern gebraucht. Die meisten Lieder sind von Männern geschrieben worden, die im Gefängnis auf ihr Todesurteil warteten. Die Texte drücken eine tiefe Demut und Abhängigkeit von Gott aus. Es ist kein Ton der Hoffnungslosigkeit zu spüren. Über allem stehen ein Siegeston und die Überzeugung, dass der Weg des Leidens und der Anfechtung zum ewigen Leben führt. Auch findet man Lob- und Anbetungslieder im Ausbund. Keines der Lieder wird in diesem Gesangbuch von Noten begleitet. Die Melodien wurden von Generation zu Generation mündlich überliefert. Der Ausbund war für die Schweizer Brüder ein sehr wertvolles literarisches Werk. Durch dieses Buch und die Bibel, die zwei am häufigsten von der Polizei beschlagnahmten Bücher, hatten sie Material zum Lesen und zum Singen. Durch die Lieder, die Zeugnisse anderer Mitchristen waren, fanden sie Mut und schöpften neue Kraft.
In den darauf folgenden Jahrhunderten ändert sich im Hinblick auf die Thematik der Lieder einiges. Im 18. Jahrhundert rufen die Lieder zu Buße, Bekehrung, Heiligung und Heilsgewissheit auf. Im 19. Jahrhundert spiegeln die Lieder die Erweckungen wider. Viele Missionslieder haben hier ihren Ursprung.
Wenn man die Herkunft der Lieder in den neueren Gesangbüchern betrachtet, sehen wir ein großes Repertoire an alten und neuen Liedern von verschiedenen Denominationen.
Durch die Lieder der Vorfahren erfährt man, wie sie als gutes Beispiel voran gingen. Sie hatten einen festen Glauben und waren bereit, Jesus gehorsam zu folgen, auch wenn dies Leiden mit sich brachte. Die theologische Ausrichtung einer Gemeinde spiegelt sich in ihren Liedern wider. Diesem Prinzip folgend, ist man in den mennonitischen Gemeinden in Paraguay sehr darum bemüht, den Gemeinde- wie auch den Chorgesang zu fördern.
Noch bis in die Gegenwart spielt der Gesang eine große Rolle bei den Mennoniten. Ein großer Teil des Gottesdienstes besteht aus Musik und Gesang. Gemeindegesang wird in der Regel von mehreren Instrumenten begleitet und ein Chor bereichert das Programm mit seinen Liedern. Man ist darum bemüht, Lieder aus der eigenen Geschichte zu singen, aber auch aktuelle Kinder- und Jugendlieder mit einzubeziehen. Dies zeigt auch das >Gesangbuch, das im Jahre 2007 von den Mennoniten Gemeinden Paraguays herausgegeben wurde.
Beate Penner
Werner Giesbrecht: “Kirchengesang der Mennoniten”. Vortrag von Werner Giesbrecht auf der Konferenz der Vereinigung der Mennoniten in Paraguay. Loma Plata, 10.-12. Februar 2006.