Margarete Kliewer, geb. Dyck, kam als Ehefrau von Dr. Fritz Kliewer in den paraguayischen Chaco, wo sie mehrere Jahre in der Kolonie >Fernheim wohnte. Sie stammte aus der Mennonitengemeinde in Berlin, hatte eine Lehrerausbildung absolviert, und hatte als Oberschullehrerin gearbeitet. Da sie aus der Jugendbewegung kam, fand sie das Leben im >Chaco anfänglich sehr urwüchsig, und die Einfachheit des Lebens störte sie nicht. Als sie die Fuhrwerke, Pferde und hart zupackenden Männer bei der Ankunft auf der Endstation Km 145 sah, wurde sie unwillkürlich an Schillers Räuber erinnert.
Nach und nach gingen ihr aber die Augen auf über die Armut, in der die Fernheimer lebten. Kinder und Frauen waren aus Mangel an Obst und Gemüse schlecht ernährt, die Frauen von der vielen Arbeit übermüdet und die Männer durch Missernten und Heuschrecken- und Ameisenplagen entmutigt. So sah sie auf die Dauer keine günstigen Überlebenschancen für die Mennoniten im Chaco und plädierte, wie ihr Ehemann, für deren Rückkehr nach Deutschland.
In der Schule erteilte sie inhaltlich und methodisch einen interessanten Deutsch- und Religionsunterricht, führte Reigentänze und den Mädchensport ein, hielt Vorträge auf Jugendtreffen und im Frauenverein. Ihre Vorstellung von einem mennonitischen Christen war in Deutschland geprägt worden und unterschied sich in manchen Punkten von dem, was sie hier im Chaco vorfand. Dass sie daher in ihren Vorträgen von der vorherrschenden Meinung abweichende Gedanken äußerte, verübelten ihr einige >Prediger und Gemeindeglieder. Im Meinungsstreit in der >Kolonie Fernheim stand sie an der Seite ihres Mannes, was an den Kräften zehrte. An Leib und Seele geschwächt erlag sie 1944 einer Typhuserkrankung. Ihre ehemaligen Schüler gedenken ihrer noch heute in ehrendem Andenken.
Jakob Warkentin
Peter P. Klassen: Eine Lehrerin aus Berlin. In: Ders.: Frauenschicksale. Uchte: Sonnentau Verlag, 2004, S. 121 ff.