Ostreserve

Die Russland-Bergthaler landeten zwischen 1874 und 1876 in der Niverville-Gegend in der Nähe des Red River in Manitoba, wo sie in Baracken untergebracht wurden. Danach zerstreuten sie sich über einen kleinen Teil der Prärie und auch in der Buschgegend, denn dort stand ihnen Holz in reichem Maße zur Verfügung, was für einen raschen Bau von Wohnungen wichtig war. Dort gründeten sie Dörfer. Im Laufe der Jahre kamen diejenigen, die sich auf der Prärie (der buschlosen Steppe) angesiedelt hatten, wirtschaftlich schneller voran. Das meiste Land war ohne besondere Arbeit zum Pflügen geeignet und besser, denn es hatte keine Steine. So kamen die Ansiedler in der reinen Steppe zu größerem Wohlstand. Es bildete sich ganz ungewollt eine “ungeschriebene” Grenze in sozial-ökonomischer Beziehung.
Weil von der Provinzregierung Manitobas an beiden Seiten des Red River für die eingewanderten Mennoniten Land reserviert worden war, sprach man sehr bald von den Ostreservern, die an der Ostseite des Red River siedelten und den Westreservern, die an der Westseite des Flusses siedelten. Weil das Land der Ostreserve weniger fruchtbar war als das der >Westreserve, weil es auch steiniger und strauchiger war, sprachen die Westreserver auch herablassend von “Strucklända” (Bewohner des Strauchlandes), wenn sie sich auf die Ostreserver bezogen.
An der Ostseite des Flusses waren zwei Gemeinden entstanden: die große Gruppe der Bergthaler, die sich die “Chortitzer Mennonitengemeinde” nannte, die 1925 Martin C. >Friesen zum Gemeindeältesten wählte. Er leitete diese Gemeinde bei der Auswanderung nach Paraguay. Die zweite kleinere Gruppe bildete die >Kleine Gemeinde.
Als die Auswanderung nach Paraguay 1926/1927 zustande kam, bildeten die Ostreserver den größten Teil mit rund 70 % der Auswanderer, die im >Chaco 1928 die >Kolonie >Menno mit 11 Dörfern gründeten.
Heute spielen diese Unterschiede keine Rolle mehr.
In Ostparaguay wurde 1948 die Kolonie Bergthal von den Ostreservern gegründet.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, 50 Jahre Kolonie Menno – erste mennonitische Ansiedlung in Südamerika. Neu überarbeitete Ausgabe. Loma Plata: Druckerei Friesen, 2004; Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S. 34 – 35, 173ff u. 407; Martin W. Friesen: Notizen in Archivos Friesen. Privatarchiv der Familie Friesen; Geschichtskomitee von Menno zum 80. Jubiläum der Kolonie Menno (Hg.): Glaube und Schule unserer Väter. 1. Auflage. 2007; Peter P Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 389.