Pionierkreuz

Im Museum von >Loma Plata befindet sich ein Kreuz aus Holz. Es hat eine lange Geschichte und ist zudem von symbolhafter Bedeutung für die mennonitischen Siedler im >Chaco, besonders für die kanadischen Mennoniten, die 1927/28 in den paraguayischen Chaco einwanderten.
Im Mai 1921 war eine Expedition von Landsuchenden in der unerforschten Chacowildnis unter Anleitung von Fred >Engen unterwegs, um Siedlungsland für kanadisch-mennonitische Siedler zu suchen. Diese Delegation hatte ein Kreuz mitgenommen, das José >Casado aus Holz hatte anfertigen lassen, um es am westlichsten Punkt der Expedition an einen Baum zu heften. Am letzten Tag, an dem die Karawane auf dem offenen Grasland (>Bittergras) westwärts zog, ritten die Vertreter der mennonitischen Gruppen aus Kanada noch weiter und befestigten das Kreuz an einem hohen Urunde’y-Baum. Es war ein Kreuz mit einer Mondsichel darauf.
In das Kreuz waren folgende Zeichen eingraviert: McR – CASADO – FE – CH – ME – XX – V- XXI. Diese Zeichen sind wie folgt zu verstehen: McR=McRoberts, FE=Fred Engen, CH=Carlos Hettmann, ME=Mennonitische Expedition XX – V – XXI= 20. Mai 1921.
Das Kreuz symbolisiert das Christentum, das hier erstmalig Einzug in den Chaco hält; die Mondsichel als zunehmender Mond bezeichnet den Anfang des Einzugs der Zivilisation in dieses unwirtliche Gebiet. Dieses Zeichen sollte den westlichsten Punkt anzeigen, bis zu dem die mit der Untersuchung beauftragte Expedition vorgedrungen war.
Das Kreuz geriet während der Ansiedlung im Chaco in Vergessenheit und wurde Jahre später von einem Fernheimer Bauern an dem Baum, der auf seinem Grundstück stand, gefunden. Es wurde dann bei einem anderen Bewohner der >Kolonie und später im Museum in Filadelfia aufbewahrt. Als im Jahr 1977, also 56 Jahre nachdem es im Chaco aufgestellt worden war, die Kolonie >Menno ihr 50-jähriges Bestehen feierte, wurde das Kreuz auf dem offiziellen Festakt von Fernheim an Menno übergeben.
Uwe S. Friesen
Martin W Friesen: Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, 50 Jahre Kolonie Menno – erste mennonitische Ansiedlung in Südamerika. Neu überarbeitete Ausgabe. Loma Plata: Druckerei Friesen, 2004; Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S. 126-129; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001; Jahrbuch vom Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay, 2004; Peter P. Klassen: Und ob ich schon wanderte… Geschichten zur Geschichte der Wanderung und Flucht der Mennoniten von Preußen über Russland nach Amerika. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein E.V., 1997, S. 148-171.