Sozial-Psychologischer Gesundheitsdienst (SMSM) der Mennoniten in Paraguay.
Schon in Russland wurden die geistig-seelisch kranken Menschen unter den Mennoniten besonders betreut. Im Jahre 1910 begann man mit dem Bau der Nervenheilanstalt Bethania in Neu Kronsweide. Die Revolution mit ihren Begleiterscheinungen wie Hunger und Plünderungen, später eine Überschwemmung sowie das kommunistische Regime ließen diese Arbeit fast in Vergessenheit geraten. (Reger, A.; Plett, D. [2001] Diese Steine. Die Russlandmennoniten. Edit. Crossway Public.; Manitoba, Canada, S. 145 – 147; Lohrenz, G. [1981] Damit es nicht vergessen werde. Edit. CMBC Public.; Manitoba, Canada.)
Bald nach der Ankunft der Mennoniten in Paraguay wurde 1945 Bethania in >Fernheim gegründet und etwas später durch besondere Mithilfe des >MCC und des MMHS (Mennonite Mental Health Service) 1959 das Sanatorium Hoffnungsheim (später in Sanatorio Eirene umbenannt). Das Sanatorium war eine gemeinsame Initiative der >Kolonien >Fernheim, >Menno, >Neuland, >Friesland, >Volendam und später auch noch >Sommerfeld.
Am 28 März 1980 wurde das Programm des SMSM unter der Leitung von Heinz Ratzlaff und einem Komitee ins Leben gerufen. Dr. John Elias aus Kanada wurde eingeladen, eine Studie zur Planung der Arbeit des SMSM in den Kolonien durchzuführen. Anhand eines Statuts, welches über die Jahre verändert und angepasst und vom Gemeindekomitee und Oberschulzenrat angenommen wurde, bekam die SMSM-Arbeit ihre Struktur.
Im Jahre 1999 wurde dieses Statut nochmals überarbeitet. Die wohl auffallendste Veränderung im Statut ist die Tatsache, dass die Gemeinden nicht länger als Träger dieser Arbeit figurieren. Dieses Statut wurde mit seinen Veränderungen im Februar 2000 auf der Jahressitzung des >Gemeindekomitees und >Oberschulzenrates angenommen. (Dürksen, Hans. [1984] Sanatorium Hoffungsheim Jubiläumsschrift. Fil., Paraguay.)
In den achtziger Jahren wurde das Behandlungskonzept des Servicio Mennonita de Salud Mental reformiert. Bis dahin war weitgehend nur nach dem klinischen Modell der Internierung gearbeitet worden. Die Reform hatte zur Folge, dass man gemeinschaftsorientierter arbeiten wollte. Unter Mitwirkung von Fachkräften aus dem Ausland wurde die Sozialarbeit in einigen Kolonien eingeführt. Manche Patienten wurden entlassen und in Gruppenheimen mit betreutem Wohnen untergebracht. Einige Patienten bekamen eine Arbeit in den Betrieben der Kolonie. In Schulen, Gemeinschaften und Gemeinden wurde manche Veranstaltung zur Bewusstseinsbildung durchgeführt. Seelsorgekurse wurden angeboten. Heute machen immer mehr Menschen von den ambulanten Sprechstunden Gebrauch und bekommen so psychiatrische und seelsorgerlich-therapeutische Hilfe.
Das Sanatorio Eirene ist dem SMSM unterstellt. Es ist eine christlich geführte, psychiatrische Klinik, die sich um die Bewahrung und Wiederherstellung der integralen Gesundheit des Menschen kümmert. Sie will sowohl die sozialen Komponenten wie auch die somatischen, die neurologisch-wissenschaftlichen und die geistlich-biblischen Komponenten im Heilungsprozess des Menschen berücksichtigen.
Eine weitere wesentliche Arbeit des SMSM ist die Präventionsarbeit und Bewusstseinsbildung durch ambulante Sprechstunden, Vorträge, Kurse und Seminare in den Gemeinschaften der Trägerkolonien.
Eine Herausforderung des SMSM für die Zukunft bleibt die Ausbildung von fachlich geschultem Personal. Therapeutisch gesehen ist die Ehe- und Paarberatung eine besondere Not der Gegenwart und wohl auch der Zukunft. Im Bereich der Depressionen und der Ängste sind viele Sprechstunden in den letzten Jahren zu verzeichnen gewesen. Eine weitere Herausforderung ist der missionarische Auftrag im psycho-sozialen Bereich der multiethnischen Gemeinschaften der Kolonien und darüber hinaus in Paraguay.
Horst Dieter Janz