Volendam

Etwa 150 km flussaufwärts von >Asunción wurde im Jahre 1947 die >Kolonie Volendam gegründet. Die Kolonie liegt im Departamento San Pedro in der Nähe von Villa del >Rosario. Die Gründer sind deutschsprachige Mennoniten, die während des Zweiten Weltkrieges vor dem russischen Kommunismus flohen und über Deutschland nach >Paraguay kamen. Die erste Gruppe von Ansiedlern konnte nach einigen Schwierigkeiten am 1. Februar 1947 mit der >Volendam S. S. vom deutschen Bremerhaven auslaufen. In den folgenden 18 Monaten verließen noch drei weitere Transporte Deutschland in Richtung Südamerika.
Für die Kolonie Volendam hatten sich 1.913 Personen eingeschrieben, die 440 Familien bildeten. Eines der größten Probleme war das Fehlen von Familienvätern und/oder volljährigen Kindern. Von den 440 Gründerfamilien fehlte bei 110 Familien der männliche Beistand. Außerdem mussten viele Alte und Kranke mitversorgt werden. Die ersten Siedler kamen im Juli 1947 an. Ihr erstes Werk bestand darin, sich zu organisieren, um das Land einteilen zu können. Das Land ist leicht hügelig. Die Hochebenen waren mit Urwald bedeckt und die Niederungen sind für die Viehzucht geeignet.
Die Dörfer wurden am Rande des Urwaldes angelegt. Es wurden 16 Dörfer geplant. Jede Gruppe errichtete ein Gemeinschaftshaus am Eingang des Dorfes. Das Gemeinschaftshaus diente anfänglich als Wohnhaus, später fanden hier der Schulunterricht und auch der Gottesdienst statt.
Am 16. August 1947 wurde auf einer allgemeinen Siedlerversammlung der Kolonie der Name “Volendam” gegeben, in Anerkennung der guten Bedienung auf dem Schiff “Volendam” bei der Überfahrt von Deutschland nach Paraguay. Am 5. Juli 1949 wurde die Kolonie Volendam von der Landesregierung von Paraguay als juristische Person anerkannt.
Trotz aller Sorgen, die die Siedler quälten, widmeten sie sich mit großer Aufmerksamkeit der Schulbildung. In kleinen aus Lehm errichteten Häusern erteilte man systematisch Volksschulunterricht. Im Jahre 1949 begann die Mittelschule mit dem ersten Kurs.
Schon auf der Flucht von Deutschland nach Paraguay organisierten sich auch die Gemeinden. In Volendam wurden schon im Jahre 1947 die Gemeinden “gegründet”, und es entstanden die >Mennonitengemeinde und die Mennoniten Brüdergemeinde.
Die Anfangsjahre waren schwer. Bald begannen einzelne Familien nach Deutschland, Kanada oder Brasilien auszuwandern. Von den anfänglich 1.913 Siedlern blieben im Jahre 1967 etwa 640 verarmte Leute zurück. Erst mit dem Weizenprojekt in den siebziger Jahren festigte sich die wirtschaftliche Lage der Kolonie und der Kooperative. Seit dieser Zeit begannen die Landwirte, ihre Wirtschaft zu mechanisieren. Mit dem Anbau der Sojabohne erweiterten sie jährlich ihre Produktionsfläche. In dieser Zeit begann man auch mit der Viehzucht, um in den Jahren der knappen Ernten und niedrigen internationalen Preise einen Ausgleich für den Ackerbau zu schaffen.
Volendam hat im Jahr 2006 eine Landfläche von 53.526 ha und 563 Einwohner. Die Landwirte haben ihre Wirtschaft mechanisiert und die Hauptkulturen sind Soja, Mais und Weizen. Die Kolonie wird verwaltet vom Oberschulzen und 6 Verwaltungsmitgliedern. Auch verfügt Volendam über die notwendigen sozialen Einrichtungen wie Krankenhaus, Schule und Altenheim.
Uwe Neufeld
Peter P Klassen.: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 147-156; Abram Funk: 50 Jahre Kolonie Volendam 1947 – 1997. Asunción, Paraguay, 1997; Abram Funk: 25 Jahre Volendam 1947 – 1972. Curitiba, 1972; Informationen aus dem Kolonieamt von Volendam.