Es gibt in Paraguay mehr als 100 spanischsprachige Gemeinden mit etwa 6.000 getauften Gemeindegliedern. Sie sind das Resultat der missionarischen Tätigkeit der deutschsprachigen Mennoniten, die Mitte der fünfziger Jahre begann. Dabei wurden die Gemeinderichtungen, die unter den deutschsprachigen Mennoniten bestehen, auch auf die spanischsprachigen Gemeinden übertragen. Es sind die folgenden: 1. Die spanischsprachigen Mennoniten Brüdergemeinden oder >Convención Evangélica de las Iglesias Paraguayas Hermanos Menonitas. 2. Die Vereinigung der spanischsprachigen Mennonitengemeinden oder >Convención Evangélica Menonita Paraguaya. 3. Die spanischsprachigen EMC-Gemeinden >Confraternidad de la Iglesia Evangélica Menonita del Paraguay. 4. Die spanischsprachigen EMB-Gemeinden >Iglesias Evangélicas Bíblicas sind nicht zu einer Convención zusammengeschlossen, tragen bisher auch nicht den Namen Menonita.
Die Identität der spanischsprachigen mennonitischen Gemeinden ist immer noch umstritten und komplex. In der paraguayischen Bevölkerung sieht man die Mennoniten weitgehend als eine stark religiös orientierte ethnisch-deutsche Volksgruppe an. Die neuen Gläubigen können zwar den mennonitischen Glauben annehmen, aber nicht ihre Kultur und sonstige Eigenarten. Ich bin nicht Mennonit, aber ich habe den mennonitischen Glauben angenommen, ist ein treffender Ausspruch, den man gelegentlich hört und die Einstellung von vielen spanischsprachigen Gläubigen, die an ihrem Kirchengebäude den Namen Iglesia Menonita tragen. Dies war auch die Einstellung der mennonitischen Missionare, als sie die ersten Gemeinden gründeten. Sie wollten daher auf den Namen Mennonit für die neuen Gemeinden verzichten. Als Grund führte man auch besonders >Gesetz 514 an. Die im Gesetz 514 den Mennoniten gewährten Privilegien, darunter vor allem die Befreiung vom Wehrdienst, werden ausschließlich den eingewanderten Mennoniten (also einer ethnischen Bevölkerungsgruppe und nicht einer Kirche) eingeräumt. Man wollte diese Privilegien nicht durch die Ausweitung auf die Missionsgemeinden in Gefahr bringen und war sich auch nicht sicher, ob der Gedanke der Wehrlosigkeit der Kultur und dem Denken der lateinparaguayischen Gemeinden entsprach.
Inzwischen hat sich in dieser Einstellung beiderseits einiges geändert, was wesentlich auf den Einfluss der mennonitischen Seminare zurückzuführen ist. Viele spanischsprachige Pastoren bezeichnen sich heute mit gewissem Stolz als Mennoniten, wenn der Name Mennonit, nach Aussage von Flavio Florentín, langjähriger Lehrer am >Instituto Bíblico Asunción, auch immer noch ein pluri-konzeptuales Problem darstellt, was wohl noch für einige Jahre so bleiben wird.
Gerhard Ratzlaff
Gerhard Ratzlaff: Historia, Fe y Prácticas Menonitas: Un Enfoque Paraguayo. Instituto Bíblico Asunción, Asunción, 2006.