Tradition

Das Wort “Tradition” stammt vom lat. tradere bzw. traditio – Übergabe, Auslieferung, Überlieferung und bezeichnet die mündliche oder schriftliche Weitergabe von Verhaltens- und Handlungsmustern, Überzeugungen und Meinungen innerhalb einer Gruppe von Personen von einer Generation zur nächsten.
Tradition versteht man in mennonitischen Kreisen vor allem als Überlieferung des Althergebrachten, das von einer Generation zur anderen überlieferte Kulturgut wie Sitten und Gebräuche, Sprache, Glaube, Schulwesen oder auch Nahrung. Tradition ist in dieser Hinsicht das kulturelle Erbe, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird.
An traditionelle Gebräuche gebundene religiöse Gruppen sind überzeugt, dass man aufgrund der Heiligen Schrift nichts ändern, nichts ablassen darf, nach Offenbarung 3: Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme. Dieser Grundsatz wird dann nicht nur auf den Glauben, sondern auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Dazu gehören das Wissen (Bildung als Hochmut) und handwerkliche Kunst, wie auch kirchliche Rituale und Regeln in Bezug auf die Moral.
Zu den Eigenschaften der >traditionellen Mennoniten gehören vor allem das Festhalten an althergebrachten Gottesdienstformen und an der Schule nach altem Stil (>Alte Schule). Gemeinde und Schule, nach altem Muster geführt, bilden die Grundlage des Gemeinschaftslebens. Weitere wichtige traditionelle Güter sind: Die Kleider- und Haartrachten, eingeschlossen die Amtstracht der Prediger, (dunkle Alltagskleidung, schwarze Hosen und Hemden, zur Amtstracht ein schwarzer Filzhut), das Laienpredigertum.
Auch wenn sich schon in manchen wirtschaftlichen Angelegenheiten die Vorschriften gelockert haben, wie zum Beispiel der Übergang vom Gebrauch der Eisenräder zu Gummirädern an den Traktoren, oder vom Pferdefuhrwerk zu motorisierten Fahrzeugen, so sollen doch Glaube und Schule möglichst unverändert erhalten bleiben.
Uwe S. Friesen
Geschichtskomitee der Kolonie Menno (Hg.): Glaube und Schule unserer Väter – Ein Beitrag zum 80. Jubiläum der Kolonie Menno im paraguayischen Chaco. 2007; Abram W. Hiebert u. Jacob T. Friesen: …eine bewegte Geschichte… die zu uns spricht – Materialien zur Entwicklungsgeschichte der Kolonie Menno – Ein Beitrag zur 75. Gedenkfeier. Hg. Chortitzer Komitee, Colonia Menno. Loma Plata, 2002, S. 24; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 177-179; Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 161; Heinrich Ratzlaff: Das Schulwesen der Kolonie Menno; Vom Anfang der Siedlung bis zur Übergabe der Vereinsschule an die Kolonie. Hg. Geschichtskomitee der Kolonie Menno im Auftrage der Schulverwaltung. 2003; Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay (Hg.): Jahrbuch für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay. Asunción: Imprenta Litocolor, 2005, S. 53-89; Peter K. Neufeld: Mennoblatt 37 (1966) 19, S. 2; Hans Dück: Mennoblatt 39 (1968) 11, S. 2; Sieghard Schartner: Mennoblatt 55 (1984) 3, S. 9.