Bodenbearbeitung

A. Die Landwirtschaft in Ostparaguay kann man in zwei Etappen in Bezug auf die Bodenbearbeitung aufteilen:
1. Ackerbau mit Pflug: Unsere Mennoniten kannten aus Russland die Schwarzbrache. Heute weiß man, dass dieses System nicht nachhaltig ist und den Boden zerstört. In Paraguay wird der unbedeckte Boden im Sommer bei den hohen Temperaturen regelrecht ausgebrannt. Hinzu kommen große Regen in Menge und Intensität, und das verbunden mit unbedecktem Boden: Jeder Tropfen wirkt dann wie eine kleine Bombe. Die Energie des Aufpralls wirkt sich negativ aus, indem sie die Struktur des Bodens zerstört und ihn verdichtet. Das Wasser dringt nicht mehr in den Boden ein, sondern läuft auf der Oberfläche ab und reißt den fruchtbaren Boden mit sich. So verliert man die fruchtbarste Erde (in extremen Fällen 40-50 Tonnen/ha/Jahr). Durch diesen Verlust folgen Missernten und oft werden auch Flüsse mit Sedimenten und Resten von Pflanzenschutzmitteln verseucht.
2. Ackerbau ohne Pflug – Direktsaat (DS): Dieses System bringt wieder Hoffnung für den Ackerbau in den Tropen. Bei der DS wird der Boden nicht mehr mechanisch, sondern mit Einsatz von Herbiziden für die Aussaat vorbereitet. Mit Hilfe von speziellen Maschinen wird dann in die Reste der vorhergegangenen Kultur ausgesät. Der Boden bleibt bedeckt und die Erosion durch Wind und Wasser wird gesenkt. Eine nachhaltige DS beinhaltet aber auch das Anpflanzen von Gründünger (Kulturen, die nicht geerntet werden, sondern exklusiv dem Aufbau des Bodens dienen) und eine gut geplante Fruchtfolge. Verschiedene Pflanzen unterscheiden sich in den Wurzelsystemen, im Bedarf an Nährstoffen des Bodens und Freisetzung verschiedener Elemente im Boden. Nicht zu vergessen sind die Leguminosen, die durch Bakterien Stickstoff aus der Luft im Boden binden können und die Bodenfruchtbarkeit (als Folge auch die Ernten) verbessern und zur Nachhaltigkeit bei Landwirtschaft und Viehzucht entscheidend beitragen. Elemente wie Phosphor, Kali und andere müssen dem Boden durch Kunstdüngung zugeführt werden.
B. Im zentralen >Chaco hat die Landwirtschaft in den letzten Jahren sehr an Fläche und Wichtigkeit eingebüßt (>Ackerbau im Chaco). Dies ist auf die oft unzureichenden und dazu noch schlecht verteilten Regenmengen zurückzuführen, die das Risiko einer Missernte für die Bauern erhöhen, weshalb der Schwerpunkt der Landwirtschaft sich auf Viehwirtschaft verlagert hat. Die Bodenbearbeitung und die Prinzipien der Direktsaat sind hier viel schwieriger anzuwenden. Da spricht man dann oft von Minimalbearbeitung. Auch ist es wichtig, vor der Aussaat genug Wasserreserven im Boden gespeichert zu haben, um die Entwicklung der Kultur einigermaßen zu sichern.
Grundlegend ist es auch hier, den Boden so wenig wie möglich zu bewegen, die organische Materie zu erhalten bzw. zu erhöhen (das heißt mit Fruchtfolgen zu arbeiten, die Leguminosen – Stickstoffbinder – und Graminaen – Stickstoffverwerter – verbinden).
Die Weidewirtschaft im Chaco ist heute die Basis der Produktion. Eine große Herausforderung sind die kahlen Flächen in den Weiden (z. B. durch Trockenheit, Ameisenbefall und Überbeweidung hervorgerufen), die manchmal einen hohen Prozentsatz der Fläche in den Weiden ausmachen und wo Lösungen gefunden werden müssen, will man von Nachhaltigkeit reden.
Paraguay ist heute das Land, in dem prozentmäßig weltweit die größte Fläche in Direktsaat gepflanzt wird. Die >Mennonitenkolonien in Ostparaguay haben durch die Anwendung der DS wieder eine Zukunft im Ackerbau. Durch die dauernde Bodenbedeckung, die eine schnelle Aussaat nach der Ernte ermöglicht, können mit der DS durch Sommer- und Winterkulturen bis zu fünf Ernten in zwei Jahren auf dem gleichen Stück Land erzielt werden. Dazu wird der Boden mit den vorher erwähnten Maßnahmen von Jahr zu Jahr fruchtbarer und damit auch ertragreicher. Dr. Rolf Derpsch von der >GTZ hat entscheidend zur Verbreitung der DS in Paraguay beigetragen.
Alfred Fast Schmidt