Protestantismus in Paraguay

Die Geschichte des Protestantismus bzw. der evangelischen Gemeinden in >Paraguay ist recht jung. Einzelne Evangelische hat es seit der Eroberung Paraguays gegeben, so zum Beispiel Ulrich Schmidl, bayerischer Landsknecht aus Straubing, der bei der Gründung Asuncións 1537 mit unter Juan de Ayolas teilnahm und nach seiner Rückkehr die erste Geschichte der La Plata-Länder geschrieben hat. Anglikaner aus England kamen um die Mitte des 18. Jahrhundert als Ingenieure und Fachleute ins Land, um die erste Eisenbahn in Paraguay zu bauen. Von einem evangelischen Zeugnis ist jedoch nichts bekannt und zu Gemeindegründungen ist es nicht gekommen.
Die Britische Bibelgesellschaft begann 1861 mit der Bibelverbreitung in Paraguay und 1864 schloss sich die Amerikanische Bibelgesellschaft dieser Arbeit an. Der Dreibundkrieg Paraguays gegen Argentinien, Brasilien und Uruguay (1865 – 1970) unterbricht jegliche Aktivität der Protestanten in Paraguay.
1881 begannen die Methodisten eine evangelistische Arbeit in Paraguay und Deutsche gründeten San Bernardino. Es folgten andere deutsche Siedlungen mit stark evangelischem Einschlag.
1887 begann die South American Missionary Society aus England (>Anglikanische Mission) die Missionsarbeit unter den Indianern im >Chaco.
1893 gründeten deutsche Einwanderer in Asunción die erste Deutsche Evangelische Gemeinde (Lutheraner).
1902 begann die Misión Evangélica Neotestamentaria (Neutestamentler) die Arbeit in Paraguay.
Die Adventisten kamen 1906 ins Land, bekannt besonders durch das >Sanatorio Adventista.
1911 begannen die Heilsarmee und die >Hermanos Libres ihre Missionstätigkeit.
1918 kamen die Discípulos de Cristo ins Land und gründeten 1920 das bekannte und anerkannte Colegio Internacional in Asunción.
Die Baptisten gründeten ihre erste Gemeinde in Asunción im Jahre 1920. Besonders bekannt wurden sie durch das Hospital Bautista (>Centro Médico Bautista), gegründet 1952.
Ab 1927 begann die Einwanderung der Mennoniten, gefolgt von weiteren Einwanderungswellen, die bis in die achtziger Jahre reichten (>Mennoniten in Paraguay) und entwickelten sich zur einflussreichsten und stärksten protestantischen Gruppe in Paraguay. Ihr wirtschaftlicher Beitrag ist besonders stark, dann aber auch ihr missionarischer und evangelistischer Einsatz unter den Indianern im >Chaco und unter der spanischsprachigen Bevölkerung.
Die New Tribes Mission aus den USA begann ihre Missionstätigkeit im Jahr 1946.
Ab den siebziger Jahren begann eine starke Einwanderung von Brasilianern nach Paraguay und mit ihr eine verwirrende Vielfalt von verschiedenen evangelischen Gemeinden (>Brasiguayos).
War um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Paraguay noch zu etwa 99 % katholisch, so wird der Anteil der Protestanten bzw. der Evangelischen heute bereits auf etwa 9 % geschätzt.
Gerhard Ratzlaff
Guillermo Milován: La Biblia en el Paraguay. Asunción, 1980; Rodolfo Plett: El protestantismo en el Paraguay: Su aporte cultural, económico y espiritual. Asunción, 1987; Rogelio Duarte: El desafío Protestante en el Paraguay. Asunción, 1994.