Quiring, Walter

Walter Quiring (1893 – 1983) stammte aus der Ansiedlung Borissowo, Ukraine. Er wurde 1893 geboren und besuchte die >Zentralschule in Orenburg und das >Lehrerseminar in Chortitza. Bereits 1921 kam er nach Deutschland, wo er an den Universitäten in Leipzig, Berlin und München studierte und sein Studium 1927 mit einer Dissertation über das Mennonitenplatt in der Ukraine abschloss.
Nachdem er vier Jahre als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Erdkunde am Landerziehungsheim in Salem, Baden, gearbeitet hatte, wurde er Schulleiter des Landerziehungsheims Schloss Hohenfels am Bodensee.
In Südamerika wurde er durch seine beiden Bücher “Deutsche erschließen den Chaco” und “Russlanddeutsche suchen eine Heimat” bekannt, die ein Ergebnis seiner zweijährigen Studienreise nach Nord- und Südamerika Anfang der dreißiger Jahre waren.
1936 unternahm er eine zweite Reise nach Südamerika, um ein Buch über die mennonitischen Urwaldbauern in Brasilien zu schreiben. Doch das Buch wurde nicht veröffentlicht. Es blieb bei der Materialsammlung.
1938 wurde er an das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart berufen und blieb in dessen Diensten bis 1941. Anschließend wurde er in die deutsche Wehrmacht einberufen und hat dann auf verschiedenen Stellen als Dolmetscher und Propagandist gearbeitet. Beim Zusammenbruch des Deutschen Reiches geriet er in amerikanische und englische Kriegsgefangenschaft, wurde aber bereits im Juli 1945 als ehemaliger Lehrer entlassen.
1952 kam Quiring nach Kanada und war von 1955 bis 1963 Redakteur des “Boten” in Rosthern, Saskatchewan. 1952 bereiste er nochmals die mennonitischen Siedlungen in Südamerika und besuchte 1953 auch die Mennoniten in Mexiko. Das Ergebnis dieser Reisen war der Bildband “Im Schweiße deines Angesichts.” Ein zweiter Bildband folgte 1963, den er in Zusammenarbeit mit der Graphikerin Helen Bartel erstellt hatte und der den Titel trägt: “Als ihre Zeit erfüllt war. 150 Jahre Bewährung in Russland.”
Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Quiring 1965 Helen Bartel. Mit ihr machte er mehrere Reisen nach Südamerika, doch sie starb 1970. Im darauf folgenden Jahr kehrte er nach Deutschland zurück und heiratete Maria Kathrin von Strotha, die er vom Deutschen Auslandsinstitut her kannte. Nach ihrem Tode 1982 wollte er sich endgültig in Kanada niederlassen, doch der Tod ereilte ihn am 17. Januar 1983.
Walter Quiring hatte zeitlebens eine große Liebe zur deutschen Sprache und Kultur. Nachdem Hitler 1933 an die Macht gekommen war, reihte er sich in die Reihen derjenigen ein, die das nationalsozialistische Gedankengut als Rettung für Deutschland ansahen. 1934 änderte er seinen Namen Jakob in Walter, um sich auch darin von den Juden zu distanzieren. In Paraguay warb er in Vorträgen und Zeitungsartikeln für den Nationalsozialismus und in Kanada stritt er sich mit B. B. >Janz darüber, ob die russlanddeutschen Mennoniten holländischer oder deutscher Abstammung seien. Fehler der Vergangenheit wollte er nicht einsehen und den evangelikalen Einfluss unter den Mennoniten mit Betonung auf Buße und Vergebung lehnte er ab. In seiner Arbeit als Lehrer und als Redakteur legte er großen Welt auf Qualität, Disziplin und hohen kulturellen Standard.
Jakob Warkentin
Ted Regehr: Walter Quiring (1893-1983). In: Harry Loewen (Hg.): Shepherds, Servants and Prophets. Leadership among the Russian Mennonites (1880-1960), Kitchener, Ontario: Pandora Press, 2003, S. 313 ff.; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936; Walter Quiring: Russlanddeutsche suchen eine Heimat: Die deutsche Einwanderung in den paraguayischen Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1938; Walter Quiring: Im Schweisse deines Angesichts. Steinbach, Manitoba: Derksen Printers, 1953; Walter Quiring u. Helen Bartel: Als ihre Zeit erfüllt war. [Selbstverlag] 1963.