Unruh, Myrtle

Myrtle Hilda Goering Unruh (1917 – 1996) wurde am 11. Februar 1917 in McPherson County, Kansas, USA, geboren. Die Vorfahren beiderseits stammten aus der Schweiz. Ihre Eltern hatten eine Farm, auf der auch Myrtle aufgewachsen ist.
Myrtle und ihr Mann Robert >Unruh haben mit kurzen Unterbrechungen von 1951 bis 1983 im >Chaco von Paraguay im Auftrage des >MCC gearbeitet.
Die Bewohner des Chaco lebten damals in sehr armen und primitiven Verhältnissen.
Das Ehepaar Unruh hatte an erster Stelle die Aufgabe, den Mennoniten hier im Chaco auf wirtschaftlichem Gebiet weiterzuhelfen.
Myrtle Unruh war eine energische und zielstrebige Frau, die ihrem Mann voll und ganz zur Seite stand. Sie unterstützte seine Aufgabenbereiche und hat auch ihre Aufgaben hier im Chaco erkannt.
So hat Myrtle viele Arbeitsberichte ihres Mannes mit der Maschine geschrieben und viele Besucher bewirtet.
Die Not der Hausfrauen hat sie sehr schnell erkannt und dort ihren persönlichen Arbeitsbereich gesehen. Sie hat Unterricht in Haushaltsführung an der >Zentralschule in >Filadelfia gegeben. Dieser Unterricht wurde sehr praktisch geführt, so dass er bis heute ein Bestandteil des Unterrichtsprogramms geblieben ist. Durch ihren persönlichen Einsatz bekam die Zentralschule (heute Colegio Filadelfia) eine vollständige Ausstattung für den hauswirtschaftlichen Unterricht.
Sie betonte immer wieder, dass für die gesunde Entwicklung einer Gesellschaft und eines Volkes die gut ausgebildete Hausfrau von großer Bedeutung ist.
Auch am >Lehrerseminar in Filadelfia wurde das Fach “Erziehung für das Heim” von Myrtle Unruh erteilt. Es war sowohl für die weiblichen als auch männlichen Studenten ein Pflichtfach.
In praktische Haushaltskurse für Hausfrauen hat sie viel Kraft investiert. Die Not der Hausfrauen war damals groß, da Lebensmittel begrenzt, Obst und Gemüse kaum vorhanden waren und auch nur wenige Haushalte einen Kühlschrank besaßen. So startete sie “Einmachaktionen” von Obst und Gemüse und Koch- und Backkurse für Hausfrauen.
Die große Armut in den Familien hat sie recht erfinderisch werden lassen. So hat sie Vorschläge und praktische Ratschläge im Bereich von Lebensmitteln, Haushalts- und Wäschepflege gesammelt und den Hausfrauen zur Verfügung gestellt, um diese zu prüfen und anzuwenden.
Sie gab 1962 das Kochbuch “Mit Manna gespeist” heraus. Dieses Buch enthält neben Koch- und Backrezepten auch “Speise für Leib und Seele”, d. h. es enthält auch Bibeltexte, besinnliche Worte, Liedertexte und Gebete.
In den 1960er Jahren begann für Myrtle Unruh ein neuer Arbeitsbereich. Das Ehepaar Unruh wurde in den Prozess der Ansiedlung der Indianer miteinbezogen. Internationale Unterstützung war in dieser Arbeit von großer Bedeutung. Daher hat Myrtle Unruh fortlaufend über das Ansiedlungswerk der Indianer berichtet und Geschichten gesammelt, um internationales Interesse zu wecken.
Die Nöte der Indianer waren groß und vielseitig, so hat Frau Unruh versucht, wirtschaftlich, gesundheitlich, geistlich und kulturell zu helfen, indem sie die so genannten Cursillos (Kurse von kurzer Dauer für Frauen) in den verschiedenen Ortschaften hielt.
Myrtle Unruh sah auch die oft schwierigen Beziehungen zwischen Indianern und Mennoniten. Ihre Einsicht war, dass eine gute Beziehung nur entstehen kann, wenn beide Gruppen geben und nehmen.
Der Abschied vom Chaco kam für das Ehepaar Unruh überraschend, da Frau Unruh im Jahre 1986 erkrankte. Sie starb am 3. September 1996.
Am 27. Mai 1997 wurde auf dem Hof des Colegio Filadelfia als Anerkennung ihrer Verdienste für Frau Unruh ein “Paloblanco-Baum” gepflanzt und daneben eine Gedenktafel aus Bronze enthüllt, wo auf englischer, deutscher und spanischer Sprache folgende Widmung festgehalten ist: Myrtle Goering Unruh – Kansas USA – 1917 – 1996.
In ihrer stillen, bescheidenen Art hat sie als Hauswirtschaftslehrerin an den Schulen unserer Gemeinschaft von 1951 bis 1983 in Treue und Hingabe gedient.
Anni Kroeker
Peter. P. Klassen: Frauenschicksale: Mennonitische Frauen auf der Wanderung, Flucht und Ansiedlung. Uchte, Deutschland: Sonnentauverlag, 2004, S. 173-193; Gerhard Ratzlaff: Robert und Myrtle Unruh: Dienst an der Gemeinschaft mit nachhaltiger Wirkung. Hg. Die drei mennonitischen Kolonien in Paraguay: Menno, Fernheim und Neuland. Paraguay, 2007.