Jahrbuch 2006

Inhaltsverzeichnes

Begleitwort zu dieser Nummer

Erziehung und Bildung haben bei den Mennoniten zu allen Zeiten eine wichtige Rolle gespielt. Denn in den Bildungsanstalten wurden nicht nur die Grundtechniken, wie Schreiben, Lesen und Rechnen erlernt, sondern dort wurden auch zukünftige Führungspersönlichkeiten herangebildet. Es ist daher kein Wunder, dass die verschiedenen Interessengruppen darauf bedacht waren, ihren Einfluss auf die Schulen geltend zu machen. In den Mennonitenkolonien waren daher sowohl die Gemeinden als auch die Kolonieverwaltung bestrebt, bei der Lehreranstellung und bei Gestaltung des Unterrichtsprogramms ein entscheidendes Wort mitzureden. Dabei konnten Spannungen nicht ausbleiben. Dieses Spannungsverhältnis war aber zugleich eine neue Herausforderung für beide Interessenvertretungen, die bei einigem Wohlwollen dem Bildungswesen letztendlich zum Nutzen gereichen konnte.

 

Erziehung und Bildung werden in diesem Jahrbuch als permanente Herausforderung für Gemeinde und Kolonie gesehen. Was das im einzelnen bedeutet, soll durch die verschiedenen Aufsätze verdeutlicht werden. Obwohl in einigen Aufsätzen die Situation des Bildungswesens in den Mennonitenkolonien im Chaco zur Sprache kommt, werden in anderen Darstellungen auch grundlegende Fragen in Bezug auf Erziehung und Bildung aufgegriffen und diskutiert.

 

Walter Sawatsky macht einen Längsschnitt durch die Mennonitengeschichte und zeigt auf, welche Bedeutung Umkehr und Erziehung dabei gespielt haben. Dabei spannt er einen Bogen, der von den Täufern bis zu den Liberal Arts Colleges in Nordamerika reicht und dabei Bildungsverweigerer ebenso wie Bildungsbefürworter ins Blickfeld rückt.

 

Jakob Warkentin befasst sich mit der Rolle und Bedeutung des Lehrers in einer Siedlungsgemeinschaft und weist an der Geschichte der Kolonie Fernheim nach, dass er je nach Zeitumständen verstärkt die Rolle des Restaurators, des Konservators oder des Innovators zu übernehmen hat.

 

Peter P. Klassen stellt dar, wie die Mennoniten in Paraguay durch Eigeninitiative, aber auch mit Hilfe der Mennoniten in Nordamerika und mit Untersützung der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen in Köln eine Lehrerbildung im Chaco aufgebaut und unterhalten haben und wie im Zuge der staatlichen Bildungsreform in Paraguay die mennonitischen Bildungsanstalten die staatliche Anerkennung erhielten.

 

Einen detaillierten Einblick in den Aufbau und die Arbeitsweise des gegenwärtigen Instituts für Lehrerbildung in Filadelfia gibt Jacob Harder. Dieser Bericht ist durch die vielen graphischen Darstellungen besonders anschaulich.

 

Uwe Friesen zeigt am Beispiel der Kolonie Menno auf, wie durch den vereinten Einsatz von drei Führungspersönlichkeiten aus den Bereichen Gemeinde, Kolonie und Schule das tradierte Schulwesen einer ganzen Kolonie nach und nach in ein modernes Bildungswesen verwandelt werden kann.

 

Marlene Enns geht der Frage nach, wie Erziehung und Bildung aus biblischtheologischer Sicht gesehen werden und beschreibt, welche Konsequen-zen daraus für das Bildungswesen zu ziehen sind.

 

Abschließend erörtert Jakob Warkentin an Hand historischer Fakten, die man bei den Mennoniten in Russland und Paraguay beobachten kann, wie der wechselnde Einfluss von Gemeinde und Kolonieverwaltung sich auf das jeweilige Schulwesen ausgewirkt hat. Dabei kann man eine Pendelbewegung beobachten, wobei einerseits die konservativen Kräfte gestärkt, andererseits die fortschrittlichen Kräfte an Bedeutung gewinnen.

 

Der kulturelle Teil ist dieses Mal recht dünn. Eugen Friesen und Beate Penner haben kurze, aber lesenswerte Beiträge geliefert. Sie sollten andere Bürger ermutigen, sich ebenfalls in "creative writing" einzuüben. Offenbar fällt es den Mennoniten in Paraguay leichter, Berichte zu schreiben und historische Erlebnisse und Ereignisse darzustellen. Das zeigen die zahlreichen Buchbesprechungen in diesem Heft.

 

Allen Mitwirkenden sage ich herzlichen Dank, und den Lesern wünsche ich eine anregende und nachdenklich stimmende, zugleich aber auch mutmachende Lektüre.

 

Dieses Themenheft "Erziehung und Bildung als Herausforderung für Gemeinde und Kolonie" wird Peter P. Klassen zum 80. Geburtstag gewidmet. Klassen hat sich sein Leben lang für die Förderung des Schul- und Kultursektors der Mennoniten in Paraguay eingesetzt und dabei immer wieder gezeigt, wie man die Gratwanderung zwischen Bewahrung und Erneuerung erfolgreich durchführen kann.
Jakob Warkentin
 

Vorträge

Kulturelle Beiträge

Dee Jeschichtevetalasch

Johaun en Peeta haude sitj aul lang opp dise Reis jefreit. Nü wearet entlich so wiet.

 

Daut Sonntje tjitjt noch mau kratjt ewrem horizont ewa, aus dee beid ea gaunzet arsenal opp Peeta siene oole camioneta packte. See haude aun aules jedocht. Peeta haud sitj omm daut Fleesch jetjemmat. Johaun haud noch extra bestalt, daut sulle Rebbe senne, oba nich soone aus tojoa. Stackeete wull hee ditmol ete, dee sulle weenstens twintijch Zentemeeta lang senne. Hee wull doa aunfote tjenne, uck ohne eene Pinzette. So kjeem daut, daut Peeta twintijch Zentemeeta lange Rebbe jekofft haud. Fe dem Drintjs haud Johaun jesorjcht. Angle, Massa en aulet aundre, waut doatoo jehead, musst jiedra selfst metnehme.

 

Aus eascht aules jepackt wea, en see dem oolen F 1000 eenmol loosjetjrentjt haude, jintj dee Reis nohm Pilcomayo loos. Nü wuade see mol dee groote Bedels üt dem Fluss rüthole. Noba Tjnals Friese haud eant vetald, daut doa biem Pilcomayo bott eenmeetaje Dorados schwomme. Eena bruckt bloos dee Angel nennschmiete, en fuats saut eena aun. En Friese lüach niemols. Doawäajens haude see sitj uck kortahaund entschlote, dise Reis to plone en derchtefeare.

 

Johaun en Peeta müake jidat Joa irjends eenen Ausflug. Wan mäajlijch, emma auleen. Doa kunne see sitj mol so unjahoole aus sitj daut unja Mana jehead. Tjeene Frü, waut aules beta wisst aus see.

 

Doamet daut wäarend dee Foat uck nich langwielich wuad, haude see eene Räajel. Maun mosst sitj emma ommzajcht Jeschichte vetale. Je interessaunta, desto beta. Beid vetalde daut emma soo, aus see daut von earem Onkel Obraum jeleat haude. Dee säd emma, maun sull tjeen Wuat ütlote, waut dee Jeschicht vleicht onninteressaunt möake kunn. Daut wea dan onnjefea soo, daut, wan see ver eenem Joa eenen twee Kilo schwoaren Fesch jejrepe haude, dan haud dis Fesch wäarend dem latzten Joa noch eent bott twee Kilo oppjenome. See iewade sitj soo seja enn eare Jeschichte nenn, daut see dee selfst maunchmol aunfonge too jleewe.

 

Soo wea daut uck nü wada. Eene Jeschicht no dee aundre rolld aus een jeoilda Blitz üt eare Miela. Wäarend dee eena vetald, ewaläd sitj dee aundra, waut hee wuad vetale tjenne. En wäarend Peeta eene Jeschicht vetald, foll Johaun eene seja interessaunte Jeschicht bie, waut hee mol en tietlang tritj jeheat haud. Dise Jeschicht haundeld von dee Aunfangsjoare, wua dee Büares mett eare Wöages weare no dee Bohn jefoare. Jokob Brün haud mol foljende Bejewenheit beleft. Hee en sien Brooda Jeat weare mett earem Peatsjespaun hinjawäajes jewast en haude kratjt doarewa diskuteat, aus daut woll enn dise Wildnis uck Tiejasch en Leiws jewe wuad.

 

See kunne sitj nich eenig woare, oba je dichta see no dee Bohn kaume, omm soo meja jleewde beid doaraun, daut enn dise velotne Jäajend woll doch Tiejasch en Leiws lewe deede.

 

Platzlich jleewd Jokob en Rummel jeheat to habe. Oba dee gaunza Himmel wea ütjestearnt. Aulso en Jewitta kunn daut nich senne. Daut Sonntje wea aul soo meist unjajegone, maun sach bloos Schaute. Met eenmol head uck Jeat dit Rummle.

 

Hee säd fuats, dit es en Tieja, oba eena von dee Sort, waut ons mett Pead toop nehme well.

 

Johaun vetald dee Jeschicht soo interessaunt, daut Peeta daut aul meist mett dee Angst to doone tjreach. En wäarend Peeta toohorcht, rebauseld dee Koa mett eenmol irjends wua jäajen. Peeta hilt aun, en fua en betje tritj. Hee haud en grooten Foss unjajefoare.

 

Woarom hee daut jedone haud, wisst hee nohäa selfst nich, oba hee schmeet disen Foss eenfach opp siene Camioneta nopp, sad sitj wada nenn en fua wieda. Hee wea aul gaunz jespaunt, woo Johaun siene Jeschicht wuad wiedagone.

 

Aus see wada goot em Schwung weare, vetald Johaun dan wieda. Daut Rummle kaum emma noda, en Jokob en Jeat worde emma tjlanda en stella opp earem Wöage. Met eenmol sage see twee lichta, dee tjeeme emma noda. Jeat jreep no sien Jewäa, oba enn dee gaunze Oppräajnis fung hee sien Scheettich nich. Nü kunne see aul kloa ertjane, waut doa opp eant tookaum. Daut wea een Tieja, een groota Tieja. En dee tjeem velenjd dem Diestel opp eant too. Nü stund hee väa eant en reet siene Fret so groot op, daut see am emm Buck nentjitje kunne. Jokob en Jeat tjitjte sitj toop, flautade lenjhan en wissde nich, waut see done sulle. Doa kaum Jeat platzlich eene Idee. Hee wisst nich, aus daut funktioniere wuad, oba waut Dommet done es emmahan beta aus goanuscht done. Hee foot dem Tieja en sien grootopjeretnet Mül nenn, foot so deep nenn, daut hee den Zoagel to hoole tjriech, en trock, waut siene Tjrafte heajeewe. Waut hee nich fe mäajlijch jehoole haud, daut wea am jejleckt. Hee haud den Tieja eenfach ommjedreiht. Nü honge dee Doarm en sonstje Organe schmock aum Tieja, aus en ütjestraumda Wiehnachtsboom. Dit wea aules so haustig pesseat, daut dee Tieja goanich wisst, waut met am jeworde wea. Hee jintj eenfach wieda, aus wann nuscht pesseat wea, oba nü jintj hee wada dem Diestel rauf.

 

Johaun haud siene Jeschicht kratjt to enj fetald, dan kaume see aum Pilcomayo aun. Peeta en Johaun reewe sitj aul dee Henj, wäajens nü wuade see eascht mol eare schmocke Rebbe opp en Gloot laje en sitj waut stoatjret tom drintje väahole.

 

Peeta haud siene Kohle aul emm schwele, aus Johaun vonne Camioneta häa ropt: "Peeta, wua hast dü dee Stackeete vestoppt?" "Dee sent enn dem witten Ieskauste. Gaunz väare aune Kebien!" "Weetst waut, Peeta, opp disem Kauste es tjeen Dajtjsel bowe. Etj jleew, dien Foss woat sitj seja ewa ons freie, wäajens dee es uck aul wajch.

 

Peeta en Johaun tjitjte sitj toop, en fonge dan aun to lache. En dan säd Peeta, vleicht wuad uck Johaun sien groota Tieja sitj dee Rebbe metjenome habe.

 

Eugen Friesen
 

Die Geschichte zweierlei Leben

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, der sich im Jahre 1970 den Bewohnern eines mennonitischen Dorfes bot. Entlang der Dorfstraße schlenderten zwei fünfjährige Jungen, der eine blond, der andere ganz dunkelhäutig. Peter, der Sohn eines mennonitischen Landwirts, und José, der Sohn eines Tagelöhners aus einer Paraguayersiedlung aus der Umgebung, waren enge Freunde. Josés Vater kam täglich in die Siedlung und arbeitete bei Peters Familie. Mittlerweile waren es schon etwa zwei Jahre her, dass José und Peter sich kannten. In dieser Zeit wa-ren sie unzertrennlich geworden. Sie fanden gemeinsam die unmöglichsten Sa-chen aus, spielten Verschiedenes und arbeiteten auch zusammen. Das Problem der Verständigung, das sich anfangs ergeben hatte, hatte sich längst gelöst. Peter sprach schon ziemlich fließend Spanisch und José verstand in der Regel auch, wenn mal was auf Plattdeutsch gesagt wurde.

 

Manche Leute aus dem Dorf schüttelten nur missbilligend den Kopf, wenn über diese Freundschaft gesprochen wurde. "Wie können die Eltern nur so etwas zulassen? Was wird der kleine Peter bloß alles lernen in dieser Gesellschaft?" so hörte man besorgte Mütter und Väter sprechen. Peters Eltern, die sonst keine weiteren Kinder hatten, überhörten solche Bemerkungen und ließen ihn gewähren. Sie waren froh, dass er jemanden in seinem Alter hatte, mit dem er gern spielte.

 

Die Jahre vergingen. Da ja beide Jungen vom Schulleben nicht verschont blieben, wurden ihre Zusammenkünfte seltener. Sie sahen sich hauptsächlich in den Sommerferien. Natürlich änderten sich die Themen ihrer Gespräche und auch die Aktivitäten bei ihren Treffen. Doch die alte Freundschaft wurde, wie es den Anschein hatte, bewahrt.

 

Da Peter mittlerweile sein eigenes Fahrrad besaß, fuhr er auch zwischendurch nach Itacurubí und besuchte José zu Hause. Das waren für ihn stets gute Stunden. Am allerliebsten aß er die Chipas, die Josés Mama zubereitete, wenn sie ganz frisch aus dem Tatakuá gezogen wurden. Josés Mama kannte Peters Schwäche für Chipa und machte es zur Regel, dass es diese immer gab, wenn Peter bei ihnen war. José wiederum war ein Verehrer der Zwieback, die bei Peter im Hause immer vorzufinden waren.

 

Während Peter, der sich sichtbar zu einem ehrgeizigen, selbstständigen Jungen entwickelte, von den ersten Rissen in der Freundschaft zuerst überhaupt nichts merkte, erkannte José schweren Herzens, dass sie sich auseinanderlebten. Peter träumte schon als Fünfzehnjähriger von einer eigenen Wirtschaft, eigenem Land, einem Traktor usw. Seine Träume schienen kein Ende zu nehmen. Das beeinflusste selbstverständlich sein ganzes Denken und Reden. José konnte hier nicht mithalten. Da er ein Realist war, war es ihm ganz klar, dass er solche Träume einfach nicht haben durfte. Er würde ein Tagelöhner werden und es auch bleiben, so wie sein Vater und Großvater.

 

Dann kam der Tag, an dem es in ihrer Freundschaft einen Bruch gab, der nicht mehr zusammenzufügen war. In dem Dorf, wo Peter wohnte, war eingebrochen und gestohlen worden. Da Josés Vater der Einzige war, der an diesem Tag im Dorf gesehen worden war, schien es keine Frage bezüglich des Täters zu geben. Obwohl Peters Vater davon nicht überzeugt war, entließ er seinen treuen Arbeiter. Die Dorfsbewohner setzten ihn dermaßen unter Druck, dass er sich zu dieser Entscheidung gezwungen sah.

 

Da Peter zu dieser Zeit so sehr damit beschäftigt war, seine eigene Zukunft zu planen, nahm er dieses Ereignis nicht so ernst. Seine Schulkarriere lag hinter ihm und da er tagsüber immer auf dem Land arbeitete, fiel es ihm in der ersten Zeit gar nicht auf, dass sein treuer Freund nicht mehr da war. Zu sehr beschäftigte er sich mit sich selbst und seinen eigenen Wünschen.

 

José dagegen lebte mit einem Schmerz im Herzen weiter. Wie konnte Gott soviel Ungerechtigkeit zulassen? Er verstand die Welt nicht mehr, denn er wusste ganz genau, dass sein Vater kein Dieb war. Wieso sollte er die Menschen, die zu ihm freundlich waren und ihm schon jahrelang Arbeit gegeben hatten, bestehlen? Lagen die Anschuldigungen nur in der Tatsache, dass er keine blonde, sondern dunkle Haut hatte?

 

Groll setzte sich in seinem Herzen fest. Gegenüber allen, aber ganz besonders gegenüber Peter. Wieso meldete er sich nicht? Glaubte er etwa auch, dass Josés Familie Diebe waren?

 

Mit den Jahren legte sich der Groll. Wie heißt es doch so schön: Die Zeit heilt alle Wunden. Aber die Narben der Wunden blieben.

 

Heute lebt José glücklich. Er hat geheiratet. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern bewohnt er ein kleines Stück Land. Sie sind keine reichen Leute, aber sie haben alles, was sie zum Leben brauchten. Sogar eine gute Schulbildung kann José seinen Kindern ermöglichen.

 

Manchmal noch, wenn die Sonne schon hinter dem kleinen Wäldchen, das sein Haus umgibt, verschwindet, und José mit der Guampa in der Hand die Abendstille genießt, denkt er an die schönen und weniger schönen Zeiten in dem Mennonitendorf zurück. Manchmal überlegt er, wie die ganze Geschichte geendet hätte, wenn dieser Zwischenfall damals nicht gewesen wäre. Aber er ist Realist genug um sich dessen bewusst zu sein, dass sie sich auch ohne jene Begebenheit irgendwann getrennt hätten und ihre eigenen Wege gegangen wären.

 

Peter ergeht es ähnlich. Er hat geheiratet, mittlerweile eine hübsche Tochter und führt ein gutes Leben. Viele seiner Träume sind wahr geworden. Er bepflanzt große Flächen mit Soja und Mais und zählt zu den gut bemittelten Bürgern der Kolonie. Auch er denkt des Öfteren an die Zeiten mit José zurück. Er hat nie richtig verstanden, warum ihre Freundschaft nicht Bestand hielt. Vielleicht hat er es auch nicht wirklich verstehen wollen.

 

Neulich haben sie sich einmal getroffen und sofort erkannt. Nach der freundlichen Begrüßung wollte jedoch kein richtiges Gespräch in Gang kommen. Peter war froh gewesen, dass seine Tochter sie unterbrochen hatte und etwas verlangt hatte, so dass sie sich schon nach einigen Minuten wieder getrennt hatten. Was Peter in diesen wenigen Minuten über José und seine Lebensweise erfahren hatte, erschütterte ihn fast. Er verstand einfach nicht, wieso José sich mit einem so einfachen Leben zufrieden gab. Man musste und wollte es doch schließlich im Leben zu etwas bringen und das ging halt nur, wenn man hart arbeitete. Peter konnte und wollte Josés Mentalität nicht begreifen.

 

Doch beide Männer, die einst so dicke Freunde waren, leben ihr Leben. Ob wohl der eine behaupten könnte, er sei glücklicher als der andere?

 

Beate Penner
 

Buchbesprechungen

Mehr Jahresbücher