Bücherspende

Der Büchermangel machte sich gleich zu Anfang in der >Kolonie >Fernheim stark bemerkbar, zumal sie sehr bald mit dem Sekundarschulunterricht begann. Die Kolonie >Menno brauchte in der Anfangszeit keine Bücher von außen, da die Schule sich dort auf die Vermittlung von Elementarkenntnissen auf der Grundlage von Katechismus, Neues Testament und Bibel beschränkte. Bücherspenden kamen anfänglich vor allem aus Deutschland über Vermittlerorganisationen wie z.B. den Verein für das Deutschtum im Ausland. Während des Dritten Reiches sorgte man über die Deutsche Gesandtschaft für die Verteilung von Buch- und Lehrmaterial. Daneben gab es immer wieder auch Privatinitiativen, die Bücherspenden organisierten, so z.B. die von Walter >Quiring in Zusammenarbeit mit B. H. >Unruh.
Religiös orientiertes Schrifttum kam hauptsächlich von den Mennoniten in Nordamerika. Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich der Einfluss der nordamerikanischen Mennoniten auf das Schulwesen verstärkte, kamen vermehrt Bücher in den >Chaco.
Ab den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhhunderts begann auch die Bundesrepublik Deutschland mit Bücherspenden. Im Laufe der Jahre konnten die Schulen sogar im Rahmen einer bestimmten bewilligten Summe Bücher nach Katalog bestellen. Sogar Filme (>Filmdienst) konnten angefordert werden. Das war eine sehr große Hilfe, denn auf diese Weise kamen Bücher in die Schulen, die nach neuen pädagogischen und didaktischen Gesichtspunkten aufgebaut waren und die in den Schulen gut gebraucht werden konnten.
Bücherspenden kamen in den sechziger Jahren auch durch die Behaim-Bücherbrücke nach Fernheim und Neuland. Sie bestanden in einer wertvollen Sammlung literarischer Werke. Besonders zu erwähnen sind auch die Initiativen von Susanna >Issak, Fernheim, die sich um Bücherspenden aus Deutschland bemühte und diesbezüglich vor allem mit dem Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart Kontakt aufnahm.
Inzwischen macht der Anteil der durch die Lehrmittelspende von Seiten der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen erworbenen Bücher in Folge von Sparmaßnahmen auf Seiten der Bundesrepublik nur noch einen kleineren Teil der Neuerwerbungen in den Schulen aus. Einen größeren Teil der Bücher kaufen die Schulen aus eigenen Mitteln. Die Bücher aus Deutschland sind wegen des Wechselkurses besonders teuer. Sie sind aber methodisch-didaktisch besser auf unsere Schulsituation ausgerichtet als die spanischen Bücher, die die Schulen aus Asunción beziehen. Hinzu kommt, dass an unseren Schulen die deutsche Sprache nach wie vor einen wichtigen Stellenwert hat. Neben den Schulbibliotheken betreiben die Kooperativen der Kolonien im Chaco jeweils einen Buchhandel und eine Leihbibliothek.
Jakob Warkentin