Der Bund deutscher Mennoniten in Paraguay (BDMP) wurde am 20. Februar 1937 in >Filadelfia gegründet. Nach seinen Richtlinien sollte dieser Bund den Zusammenschluss aller in Paraguay wohnenden Mennoniten auf mennonitischer und völkischer Grundlage anstreben (Punkt 1) und sich für die Pflege des bewussten Mennonitentums wie auch für die Pflege des bewussten Deutschtums einsetzen (Punkt 2). Die Arbeit des BDMP sollte in engster Verbindung mit dem deutschen Mutterlande (Punkt 5) erfolgen, und aus diesem Grunde war auch der Anschluss an den Deutschen Volksbund für Paraguay (DVP) eine beschlossene Sache. Der Bund unterstellt sich darum auch in völkischer Hinsicht der Leitung oben genannter Organisation (DVP) und verpflichtet sich in seinem Teil, an der Verwirklichung der in dem Aufbauprogramm des DVP niedergelegten sozialen und kulturellen Ziele mitzuarbeiten (Punkt 7). Zur Verwirklichung der in den Leitsätzen festgelegten Zielsetzungen sollten vom BDMP folgende Aufgaben erfüllt werden: a) Einrichtung eines Archivs zwecks Sammlung und Aufbewahrung aller dem Aufbau und das Leben der Mennoniten im großen und ganzen betreffenden Dokumente, Protokolle, Schriftstücke und sonstiges Material sowie fortlaufende Festlegung der geschichtlichen Ereignisse. b) Unterstützung des Schulwesens in allen Zweigen und sonstiger kultureller Bestrebungen, die im Rahmen der Aufgaben des Bundes liegen. c) Enge Zusammenarbeit mit der Jugendbundleitung zwecks tatkräftiger moralischer und materieller Unterstützung der Jugendarbeit. d) Ausbau des Zeitschriftenwesens und Einrichtung von Büchereien und Veranstaltung von Abenden zwecks Weckung des mennonitischen und deutschen Bewusstseins, Beteiligung an den mennonitischen und deutschen historischen Gedenktagen, Einführung eines deutschen Tages, usw.
Die Verbindung zwischen dem BDMP in Filadelfia und dem DVP in Asunción sollte durch einen gewählten Vertrauensmann aufrecht erhalten werden (Punkt 8). Der gewählte Vorsitzende des BDMP hatte eine bedeutende Machtstellung, denn er ernannte die übrigen Mitglieder des Vorstandes wie seinen Stellvertreter, den Schriftführer und Kassierer sowie den Leiter der verschiedenen Arbeitsgebiete (Punkte 13 u. 14). In den einzelnen Ortschaften wurden die Mitglieder in Stützpunkten zusammengefasst. Bei den ordentlichen Mitgliederversammlungen vertrat ein Repräsentant des Stützpunktes fünf BDMP-Mitglieder (Punkt 27).
Entgegen der oben geäußerten Zielsetzung blieb der BDMP auf die Kolonie >Fernheim beschränkt. Die Mennoniten in >Friesland und Concepción hatten den direkten Anschluss an den DVP in Asunción gesucht, und die Kolonie >Menno zeigte überhaupt kein Interesse an den völkischen Organisationen. Als der Anschluss des BDMP an den DVP am 30.3.1937 erfolgte, zählte er bereits 208 Mitglieder. Julius >Legiehn, der zum Vorsitzenden des BDMP gewählt worden war, wurde auch als Vertrauensmann dieses Bundes vom DVP anerkannt.
Nachdem Fritz >Kliewer 1939 von seinem Studium in Deutschland nach Fernheim zurückgekehrt war, löste er in der Folgezeit Legiehn im Vorsitz des BDMP ab. Seine politische Aktivität ging dahin, die Mennoniten in Fernheim heim ins Reich zu führen. Das aber führte zu einer Gegnerschaft mit der >Evangelisch-Mennonitischen Bruderschaft sowie dem MCC. Andere politische Meinungsverschiedenheiten unter den Bürgern Fernheims trugen mit dazu bei, dass die Lage eskalierte und Kliewer und Legiehn auf Druck der amerikanischen Botschaft die Kolonie verlassen und in die Verbannung nach Ostparaguay gehen mussten. Damit hatte auch der BDMP ein unrühmliches Ende gefunden.
Jakob Warkentin
Jakob Warkentin: Die deutschsprachigen Siedlerschulen in Paraguay im Spannungsfeld staatlicher Kultur- und Entwicklungspolitik, Münster u. a.: Waxmann Verlag, 1998, S. 247 ff. Peter P. Klassen: Die deutsch-völkische Zeit in der Kolonie Fernheim, Chaco-Paraguay 1933-1945, Menonitischer Geschichtsverein e. V. Bolanden-Weierhof 1990, S. 42 ff.