Die Mennoniten aus Kanada, die in den 1920er Jahren an der >Auswanderung interessiert waren, bereiteten Delegationen vor, um in weiter südlich gelegenen Ländern Amerikas nach Siedlungsland zu suchen. 1920 geriet >Paraguay ins Blickfeld der Landsucher, und schon am Ende desselben Jahres wurde eine Südamerikadelegation vorbereitet, die nach Paraguay reisen sollte, um dort Siedlungsmöglichkeiten zu untersuchen. Dieses Projekt wurde ganz besonders vom Ältesten der Altbergthaler Gemeinde bei Rosthern, Saskatchewan, vorangetrieben. Dass es in Paraguay die Möglichkeit gab, Sonderrechte zu erlangen, hatten die Mennoniten Kanadas durch Mitglieder von Altkolonier-Delegationen erfahren. Diese waren 1919 zweimal in Südamerika, wenn auch nicht in Paraguay. 1920 kamen sie jedoch auch nach Paraguay und fuhren auch eine kurze Strecke in den >Chaco, den sie aber für nicht geeignet hielten für eine Ansiedlung. Dagegen hatte sie die positive Haltung der paraguayischen Regierung Einwanderungsinteressierten gegenüber beeindruckt.
Fred >Engen, der die Delegation leitete, war schon 1920 in Begleitung von Toba-Indianern in den Chaco eingedrungen, um das Land als mögliches Siedlungsland zu besichtigen und Kontakte mit den Eingeborenen aufzunehmen. Die Begegnung mit den Nordlenguas (>Enlhet) verlief friedlich, so dass er den Ort der Begegnung >Hoffnungsfeld nannte, da seine Hoffnung auf eine Siedlung kanadischer Mennoniten durch diese Begegnung bestärkt wurde.
Im Februar 1921 reiste nun eine Landuntersuchungskommission von fünf gewählten Männern der Altbergthaler-Gemeinden aus Kanada nach Paraguay, um Verhandlungen mit der Regierung zu führen und nach Siedlungsland im >Chaco zu suchen. Begleitet wurden sie von Johann >Priesz, dem mennonitischen Rechtsanwalt, und Fred Engen, der sich für die Auswanderungsbemühungen der kanadischen Mennoniten interessierte und einsetzte.
Diese Kommission nahm Kontakt zu Regierungskreisen auf und reiste in den Chaco, um ihn auf Siedlungsmöglichkeiten zu untersuchen und ihr Gutachten darüber zu erstellen. Nach zwei Wochen der Vorbereitung in >Puerto Casado begaben sie sich in Begleitung einer Delegation, die José Casado vorbereitet hatte, ins Chacoinnere, das sie im Laufe des Monats Mai 1921 bereisten und erforschten. Sie untersuchten die Wildnis, den Boden, die Vegetation, nahmen Kontakte mit den Lengua-Indianern auf und warfen ihre Blicke ganz besonders auf die hohen mit Gras bewachsenen Kämpe, die für den Ackerbau sehr geeignet schienen.
Die der paraguayischen Regierung vorgelegten Bitten fanden großzügige Beachtung und daraufhin wurde das >Gesetz 514 vom paraguayischen Kongress verabschiedet und in Kraft gesetzt.
Überaus positiv fiel der Bericht aus, den die Delegaten über ihre Untersuchungen verfassten und den Heimatgemeinden vorlegten, so dass dadurch der Grundstein für die Einwanderung kanadischer Mennoniten in den Chaco im Jahre 1927 gelegt wurde.
Auf dem Rückweg von Paraguay machte die Gruppe noch einen Abstecher nach Mexiko, um auch dort Kontakte zu der Regierung aufzunehmen und Land für eine eventuelle Ansiedlung zu besichtigen.
Einer der Begleiter, Bernhard >Toews, führte auf der ganzen Reise Tagebuch, womit er der Nachwelt einen ausführlichen Einblick in die Untersuchungsarbeiten und -ergebnisse dieser Expedition hinterlassen hat.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S.95ff; Bernhard Toews: Tagebuch meines Lebens. Bernhard Toews, 1863 – 1927, Delegat der Chacobesichtigungsexpedition 1921. Hg. Geschichtskomitee der Kolonie Menno. Gestaltung: Druckerei Friesen, Druck: Grafitec Asunción, 2005; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof, Deutschland: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 1988, S. 42-50; M. W. Friesen / H. Ratzlaff: Im Dienste der Gemeinschaft 22 (1991) 1, S. 1 – 18.