Hoffnungsfeld

Hoffnungsfeld heißt der Ort, an dem im Jahre 1920 die erste friedliche Begegnung Fred >Engens mit den Nordlengua stattfand. Sowohl die Eingeborenen wie auch die Bodenbeschaffenheit der Gegend machten einen guten Eindruck auf den Landsucher. Deshalb nannte er den Ort Campo Esperanza – Hoffnungsfeld – Feld der Hoffnung für eine spätere friedliche Siedlung kanadischer Mennoniten mitten unter den Indianern im >Chaco Paraguays.
Etwa ein Jahr später, im Mai 1921, drang eine mennonitische Expedition von >Puerto Casado unter Engens Führung in das Innere des Chaco ein und erkundete vor allem die Kämpe (>Hochkamp, >Kamp), welche mit einzelnen Bäumen und hohem >Bittergras bewachsen waren. Die Karawane mit den einachsigen Ochsenwagen kam an Indianergärten vorbei, in denen Süßkartoffeln, Mandioka, Erdnüsse und Bohnen wuchsen.
Bei Hoffnungsfeld bohrten die Männer nach Wasser und in 15 Fuß Tiefe fanden sie gutes Wasser. Diesen Ort kennzeichneten die mennonitischen Landsucher, indem sie das Zeichen “ME-V-XXI” (Mennonitische Expedition – Mai 1921) in einen Quebrachobaum meißelten. Der Quebrachobaum mit der Inschrift ME wurde später von Mennoniten gefällt. Der Stamm sollte prächtige Räder für einen Hofwagen liefern. Als das verantwortliche Männer bemerkten, mussten die Täter den Stamm wieder zurück auf den Stumpf bringen und mit einem entsprechenden Eisengerüst befestigen. Oben wurde der Stamm vierseitig zugespitzt. Jetzt stand er da als richtiges Denkmal. Dieses historische Erinnerungsstück fiel einem Steppenfeuer zum Opfer.
Im August 1927 kamen mennonitische Siedler aus >Puerto Casado bis Hoffnungsfeld und wählten diesen Ort als >Siedlungslager. Hier ließen sich etwa 30 Familien nieder. Acht Personen starben, während sie hier auf die endgültige Ansiedlung in ihren Dörfern warteten.
Die letzten Siedlerfamilien verließen Hoffnungsfeld 1929. Darunter waren solche, die ihre Rückreise nach Kanada vorbereiteten. Als das Siedlerlager angelegt worden war, wurde die Trinkwasserversorgung noch schwierig, bis man auf einen für das Chacogebiet ungewöhnlich wasserreichen Süßwasserbrunnen stieß. Dieser Brunnen wurde dann bekannt unter dem Namen >Jakobsbrunnen.
Als die meisten mennonitischen Siedler im Jahr 1928 in den Dörfern siedelten, ließ sich die >Corporación Paraguaya in Hoffnungsfeld nieder. Das Landstück war ihr Eigentum und lag neben dem an die Menno-Siedler verkauften Landkomplex. Die Siedlungsgesellschaft richtete Verwaltungsbüros ein, eröffnete einen Kaufladen und legte eine Versuchsfarm für Ackerbaukulturen an. Über den Kaufladen wurden verschiedene Nahrungsmittel “auf Anschreiben” verkauft, und an Siedler wurde Geld ausgeliehen, Mehl verschickt und eine Anzahl Ochsen ausgeliehen.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1929 richtete die >Corporación Paraguaya außerdem eine Baumwollentkernungsanlage ein. Sie wurde von Mennoleuten verwaltet und betrieben, bis sie 1937 von >Menno gekauft und nach >Loma Plata verlegt wurde.
Während des >Chacokrieges (1932 – 1935) gab es in Hoffnungsfeld ein Militärlager mit einem Militärhospital. Dort gibt es auch einen Soldatenfriedhof, auf dem zu Ehren der Soldaten ein schlichtes Denkmal errichtet wurde.
Nach dem Kriege errichteten die Siedlungen in Hoffnungsfeld mit Beihilfe des >MCC eine Unterkunft für die Bahnreisenden. Um die Mitte der 1940er Jahre wurde geplant, die Bahn von >Puerto Casado zu verlängern und bis Hoffnungsfeld zu führen. Der Versuch schlug fehl. Stattdessen wurde in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre der Weg von Hoffnungsfeld bis Km 145 mit Unterstützung des MCC begradigt und ausgebaut. Allmählich wurden dann für die Güterbeförderung Lastkraftwagen eingesetzt, so dass Hoffnungsfeld als Zwischenstation zur Bahnstation seine Bedeutung verlor.
Heute ist es ein geschichtlicher Ort, wo man Reste aus der Vergangenheit entdecken und erforschen kann, unter anderem den wieder aufgebauten Speicher, der jahrelang als Unterkunft für die Bahnfahrer gedient hat.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S. 84 u. 480 ff.; Martin W. Friesen: Im Dienste der Gemeinschaft (1978) 1, S. 2–4; (Schreiber unbekannt) Im Dienste der Gemeinschaft (1979) 12, S.1–4; Martin W. Friesen: Im Dienste der Gemeinschaft (1976) 11, S. 2–4; Geschichtskomitee der Kolonie Menno (Hg.): Jacob A. Braun – Im Gedenken an jene Zeit, Mitteilungen zur Entstehungsgeschichte der Kolonie Menno. Asunción: Grafitec, 2001; Martin W. Friesen: Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, 50 Jahre Kolonie Menno – erste mennonitische Ansiedlung in Südamerika. Neu überarbeitete Ausgabe. Loma Plata: Druckerei Friesen, 2004; Gerhard Ratzlaff: Die Ruta Transchaco: Wie sie entstand. Asunción, 1998.