Delegation Ostparaguay

Am 27. April 1930 traf die erste Gruppe von 360 Russlandmennoniten im >Chaco Paraguays ein. Bis Ende Oktober waren es nahezu 1.500 Personen. Sie gründeten die >Kolonie >Fernheim. Doch die meisten der Siedler waren äußerst unzufrieden mit ihrem Los im Chaco: Hitze, Sandstürme, Wassermangel, Trockenheit und die Entfernung von der Zivilisation und einem Absatzmarkt brachten sie an den Rand der Verzweiflung. Man hörte, dass in Ostparaguay von der Regierung freies, fruchtbares Land für Siedlungszwecke unter besseren klimatischen Bedingungen zur Verfügung stehe. Auf einer Siedlerversammlung wurde beschlossen, Kornelius Langemann und den Ältesten Gerhard Isaak auf eine Erkundungsreise nach Ostparaguay zu senden. Im Januar 1931 begaben sich die ernannten Männer auf eine monatelange Reise ins östliche Paraguay. In >Asunción sprachen sie beim Staatspräsidenten José P. >Guggiari vor. Zuerst erwirkten sie “Freikurse” für einige Lehrer aus der Kolonie, um in Asunción Spanisch zu lernen. Dann sprachen sie das Thema der Umsiedlung an. Der Präsident bedauerte, berichtet Langemann in seiner Reisebeschreibung, dass die Fernheimer den Chaco verlassen wollten, da ihre Präsenz den Chaco für Paraguay gegen die Ansprüche Boliviens sichere. Doch andererseits, so Langemann, wolle er die Mennoniten im Chaco “nicht verhungern lassen” und versprach ihnen, bei einer Übersiedlung nach Ostparaguay behilflich zu sein. Anschließend besuchten Langemann und Isaak die deutschen Siedlungen im Süden Paraguays: Hohenau, Obligado und Bella Vista, weiter die Kolonie Independencia bei Villarrica und schließlich ausgedehnte Ländereien in der Gegend von Concepción. Letztere empfahlen sie den Fernheimern für eine Neuansiedlung. Doch in ihrer Abwesenheit, so Langemann, hatte es einen “Wetterumschlag” und “Stimmungswechsel” in Fernheim gegeben. Ein erfrischender Regen war niedergegangen, das >MCC hatte durch seine Vertreter G. G. >Hiebert und T. K. >Hershey die Fernheimer ermutigt, im Chaco zu bleiben, und versprach Verpflegung und größere wirtschaftliche Unterstützung. Die Mehrheit der Fernheimer entschloss sich auf Grund dieser Versprechungen, im Chaco zu bleiben. Die Übersiedlung nach Ostparaguay konnte so zunächst aufgeschoben, wenn auch nicht ganz aufgehoben werden. 1937 siedelte etwa ein Drittel der Fernheimer nach Ostparaguay über und gründete im Departamento San Pedro die Kolonie >Friesland.
Gerhard Ratzlaff
Kornelius Langemann: Mennoblatt 2 (1931) 3/4; Weitere unveröffentlichte Berichte von Langemann in der Rückschau geschrieben, liegen im Archiv von Fernheim und Friesland; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936; Gerhard Ratzlaff (Hg.): Auf den Spuren der Väter: Eine Jubiläumsschrift der Kolonie Friesland in Ostparaguay: 1937 – 1987. Asunción, 1987.