José Felix Estigarribia (1888 – 1940) wurde am 21. Februar 1888 in Caraguatay, Ostparaguay, geboren. Seine Eltern waren Mateo Estigarribia und Casilda Insaurralde. Verheiratet war er mit Julia Miranda Cueto.
Die Grundschule absolvierte er in seinem Geburtsort. Später ging er auf die Landwirtschaftsschule und wurde Agronom. 1914 schloss er sich den Freimaurern an.
1910 ging er zum Militär; er erhielt seine Ausbildung in Paraguay und in Frankreich, bevor er vielseitige Aufgaben im paraguayischen Militär übernahm: Er war Lehrer und Direktor der Militärschule, Generalstabschef, Heeresinspektor, Kommandant im >Chacokrieg.
Estigarribia hat sich besondere Verdienste erworben, indem er in den Jahren 1932 – 1935 als Heeresführer Paraguays im Chacokrieg gegen Bolivien diente und seine großen militärischen Fähigkeiten unter Beweis stellte. Durch seinen Einsatz im Krieg gelangte er zu großer Beliebtheit im Lande und darüber hinaus, da sich sein militärischer Ruf und seine Fähigkeit über alle Länder dieser Halbkugel verbreitete.
Unter den Mennoniten im >Chaco war Estigarribia ein respektierter Mann, weil er sich sehr dafür einsetzte, dass das Militär, welches durch die Dörfer zog, möglichst wenig Schaden anrichten sollte. Auch wenn er den Befehl gab, dass die >Kolonien >Menno und >Fernheim durch ihre Fuhrwerke und durch das Backen von Brot und Galletas ihren Beitrag zum Krieg leisten sollten, so respektierte er es, als die Mennoleute bei ihm vorsprachen und in einem Brief erklärten, dass ihnen dies aus Gewissensgründen nicht möglich sei. An den Oberkommandanten der paraguayischen Streitkräfte wurde folgende Bitte gerichtet: So kommen wir denn mit einer Schriftlichen Bitte zu Ihnen. Dass Sie uns doch nicht möchten etwas auflegen, welches wir nicht können erfüllen, ohne dass es unserem Gewissen zuwider ist.
weil wir das Evangelium so verstehen, dass es uns nicht erlaubt ist irgendwie am Kriege zu beteiligen; wovon wir Gott sei Dank durch die paraguayische Regierung frei gesprochen sind.
In den politischen Wirren Paraguays nach dem Krieg kam Estigarribia ins Gefängnis; später wurde er zum Botschafter Paraguays in den USA ernannt. Während er dort im Dienst stand, wählte man ihn in Paraguay zum Staatspräsidenten. Dieses Amt hatte er vom 15. August 1939 bis zum 7. September 1940 inne; er starb nach einem Flugzeugabsturz in der Nähe des Städtchens San Bernardino.
Während seiner kurzen Regierungszeit führte er verschiedene Wirtschafts- und Sozialreformen durch. Die innenpolitischen Unruhen verschärften sich jedoch auch in dieser Zeit. Präsident José Félix Estigarribia reagierte 1940 mit der Auflösung des Parlaments und der Verabschiedung einer neuen Verfassung, die den Präsidenten zum Staats- und Regierungschef sowie zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte in einer Person machte, so dass ihm viel mehr Macht übertragen wurde.
Nach seinem Tode zu Ehren seiner vielseitigen Verdienste im Chacokrieg wurde er zum Marschall erhoben.
Uwe S. Friesen
Briefe der Siedlungsleitung von Menno an Estigarribia; Crónica Histórica Ilustrada del Paraguay. Distribuidora Quevedo de Ediciones (Talleres Gráficos Indugraf S.A.). 1. Edición. Buenos Aires, Argentina, 1997, S. 717-835; David H. Zook: La conducción de la guerra del Chaco. Buenos Aires, Círculo Militar, 1962; DAVID H. JR. ZOOK: The Conduct of the Chaco War. Pp. 280. New York: Bookman Associates,… Lott The ANNALS of the American Academy of Political and Social Science.1961; Gerhard Ratzlaff: Cristianos Evangélicos en la Guerra del Chaco. Asunción: Imprenta Litocolor, 2008.