Palo Santo ist der Name eines typischen Chaco-Baumes, lateinisch Bulnesia sarmientoi genannt. Er hat ein hartes, mit Harz durchsetztes Holz mit einem besonderen süßlichen Duft. Die weißen Blüten wie auch die Samen enthalten Blausäure und sind deshalb sehr giftig, so dass Rinder, die diese Blüten fressen, daran verenden können.
Palo Santo ist ausschließlich im >Chaco zu Hause und wird von der indianischen Bevölkerung seit Jahrhunderten für rituelle Zwecke verwendet. Das Holz brennt leicht und verbreitet einen penetranten Rauch. Früher flackerten die Palo Santo-Feuerchen am Buschsaum und tauchten die Lagerstätten der Indianer und deren nächste Umgebung in ein gemütliches, angenehmes Licht. Der Baum wird 15 – 20 m hoch und der Stamm kann mehr als einen halben Meter dick werden.
Dem Palo Santo werden von den Naturvölkern große Heilkräfte und das Vertreiben böser Geister bzw. negativer Energien aller Art nachgesagt. Es heißt, die bösen Geister scheuten den charakteristischen Duft des Harzes, wogegen gute Geister von ihm angezogen würden. Durch den hohen Harzgehalt ist das Holz widerstandsfähig, fault nicht und wird weder von Pilzen noch Insekten befallen.
Palo Santo als Pulver zu einem Tee aufgebrüht wirkt verdauungsfördernd und beruhigend, wird bei Asthma, Bronchitis und zur Steigerung der Immunabwehr eingesetzt. Ein gutes Rezept gegen Arthritis ist ein Tee aus der Rinde oder auch ein Umschlag.
In Paraguay wird der Mate bzw. >Tereré oft aus einer Guampa aus Palosanto-Holz getrunken. Das riecht sehr angenehm und hat zusätzlich eine blutreinigende Wirkung. Ein aus Palosanto erstelltes wohl riechendes Gel kann bei Rheuma, Ischias, Kreuzschmerzen, Hexenschuss, Hautkrankheiten, Muskelkrämpfen, Kopfschmerzen, Heiserkeit, Husten (Asthma), Grippe, Bronchitis und Kältegefühl eingesetzt werden.
In der Industrie wird aus dem Hartholz durch Erhitzen und Destillation ein Extrakt, Palosanto-Essenz, gewonnen. Dieses dickflüssige Öl, guayaco, ist klebrig und findet Verwendung in der Herstellung von Firnis und dunklen Farben.
Auch in den >Mennonitenkolonien wurden in den Industriewerken Anlagen installiert, um die Essenz aus dem Holz zu gewinnen, was ein sehr rentables Geschäft wurde. Palosanto-Essenz wurde zuerst von der Kolonie >Fernheim seit den 1940er Jahren produziert; in >Menno wurde 1951 damit begonnen, um es auf dem Weltmarkt zu verkaufen. So wurde dieser Wirtschaftsbereich für längere Zeit zu einer wichtigen Einnahmequelle für die >Kolonien. Als für diesen Extrakt synthetischer Ersatz auf dem Weltmarkt erschien, verlor das Geschäft an Bedeutung.
Weiter verwenden die Chacobewohner Palosanto-Stämme als Bauholz. Wegen der langen Haltbarkeit werden sie für Zaunpfosten bei Korrals, Häusern und Ställen genutzt. Aber auch für Parkettböden und Möbel ist es ein begehrtes Holz.
Uwe S. Friesen
Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 40. http://www. satureja.de; http://www. aloe-magic.com; Aurelio Schinini: Mennoblatt 59 (1988) 19, S. 9; R. Palacios u. J. Huwicker: Revisión taxonómica del género Bulnesia, Darviniana 25 (1-4). 1984.