Postma, Johan S.

Johan S. Postma wurde 1910 in Emmen, Niederlande, geboren. Hier besuchte er die Volksschule und anschließend die höhere Schule in Ter Apel. Nachdem er noch Ergänzungsprüfungen in Latein und Griechisch abgelegt hatte, studierte er Theologie an den Universitäten in Groningen und Amsterdam. Die kirchlichen Prüfungen legte er 1935/36 am Seminar der Taufgesinnten ab. Da bald darauf der Zweite Weltkrieg ausbrach, konnte er seine geplante Philosophiepromotion nicht mehr durchführen.
Mit der Mennonitenforschung hatte >Johan Sjouke Postma sich bereits seit 1934 befasst. Forschungsreisen führten ihn nach Westpreußen, wo er Material für seine geplante Dissertation sammelte, doch 1945 wurde alles zerstört. Inzwischen hatte er in einigen Gemeinden als Pastor gearbeitet.
Er sprach ausgezeichnet Deutsch und kannte sich in der deutschen Sprache und Geschichte gut aus. Seine Sympathie für den Nationalsozialismus in Deutschland wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde festgenommen und in ein Lager gesteckt, konnte aber fliehen und fuhr unter dem falschen Namen Heinz Wiebe mit der Flüchtlingsgruppe auf dem Schiff >Charlton Monarch nach Südamerika. Hier war er ein bereitwilliger Helfer und Ratgeber für Elfrieda Dyck, die im Auftrag des >MCC allein die Flüchtlingsgruppe begleitete.
In Paraguay arbeitete er an den Zentralschulen und in der Lehrerausbildung in >Fernheim und >Volendam. 1953 zog er nach Witmarsum, Brasilien, wo er zusammen mit Fritz >Kliewer an der Schule arbeitete. Kliewer hatte er bereits in Asunción kennen gelernt und in seinem Auftrag eine Materialsammlung über die deutsch-völkische Zeit zusammengestellt und eine erste Manuskriptfassung geschrieben, die aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Mitte der fünfziger Jahre richtete er ein Gnadengesuch an die holländische Königin und ging zurück nach Europa. Dem Gnadengesuch wurde stattgegeben und er konnte 1958 in Marburg mit der Arbeit “Das niederländische Erbe der preußisch-rußländischen Mennoniten in Europa, Asien und Amerika” promovieren. In der Folgezeit arbeitete er als Pastor in Warns, Friesland, sowie als Lehrer an einer höheren Schule. Einige Jahre war er auch in Enkenbach, Deutschland, als Pastor tätig.
Postma war ein hoch gebildeter Mann, kannte sich in der Mennonitengeschichte hervorragend aus und hatte eine besondere Sprachbegabung. Daher gelang es ihm auch, unter falschem Namen, Peter J. >Dyck zu täuschen, dessen Aufgabe es war, durch ein Interview festzustellen, ob der Antragsteller ein Mennonit aus Russland war oder nicht. Denn nur mennonitische Flüchtlinge aus dem Osten wurden damals vom MCC mit mehreren Schiffen nach Südamerika gebracht. Viele Jahre später haben Dyck und Postma den Sachverhalt miteinander geklärt und nach einem ernsthaften Vergebungsprozess sind beide gute Freunde geworden.
Jakob Warkentin
J. S. Postma: Das niederländische Erbe der preußisch-rußländischen Mennoniten in Europa, Asien und Amerika. Inauguraldissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg/Lahn, 1959; Dyck, Peter J.: He Said he was Heinz Wiebe, in Festival Quarterly.