Bahnfahrten

Mit Bahnfahrten werden hier nicht die Fahrten mit der Eisenbahn bezeichnet, wie der Name vermuten lässt. Im >Chaco meinte man damit die Reisen, welche die Siedler der Chacokolonien >Menno, >Fernheim und >Neuland mit Ochsen- oder Pferdewagen zur >Bahnstation Fred Engen machten. Diese Reisen wurden unternommen, um Produkte wie Baumwolle, Bohnen, Eier oder Kafir aus den >Kolonien zur Bahn zu befördern – etwa 800 bis 1.200 kg pro Ladung – von wo aus sie über >Puerto Casado auf den Markt in >Asunción oder anderswohin gelangten. Auf den Rückreisen zur Heimatkolonie brachten die Bahnfahrer dann die importierten Güter wie Mehl mit in die Kolonie.
Mit Ochsenfuhrwerken legten die Bahnfahrer nur 3 – 4 km in der Stunde zurück, und so zog sich eine Reise zur Bahn und zurück über fünf bis sieben Tage. Wenn es regnerisch und der Weg nass war, konnte sie auch bis zu zwei Wochen dauern.
Der Weg von den Kolonien bis nach >Km 145 wurde in den Jahren 1954 – 1956 mit Unterstützung des >MCC ausgebaut und begradigt und somit entscheidend verbessert, so dass die Fahrten weniger Zeit beanspruchten. Die Arbeiten wurden vom MCC-Arbeiter Vernon >Buller angeleitet.
Nach der Fertigstellung der >Ruta Transchaco 1961 verlor dieser Weg an Bedeutung, da der Transport in die Hauptstadt auf dem neuen Weg viel schneller verlief.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, 50 Jahre Kolonie Menno – erste mennonitische Ansiedlung in Südamerika. Neu überarbeitete Ausgabe. Loma Plata: Druckerei Friesen, 2004; Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 52 – 54; Gerhard Ratzlaff: Die Ruta Transchaco: Wie sie entstand. Asunción, Paraguay, 1998.