Cambyretá

Cambyretá liegt im Süden Paraguays, etwa 15 km von Encarnación entfernt. Der Guaraní-Name bedeutet “Milchdorf”. Reichsdeutsche und Österreicher siedelten hier ab 1911 an. Unter den Ansiedlern gab es nicht nur Bauern, sondern auch Maler, Musiker und andere Akademiker, so dass man zeitweilig daran dachte, hier ein zweites Worpswede aufzubauen. Die Siedler hielten Milchkühe, pflanzten Yerba und Tung. Ihr Absatzmarkt war vor allem die Stadt Encarnación.
Im Laufe der Jahre vermischten sich diese deutschsprachigen Siedler mit Lateinparaguayern, so dass die deutsche Kultur und Sprache immer mehr in den Hintergrund trat. Die Jugend bevorzugte immer mehr die spanische Sprache.
Die Bewohner gehörten größtenteils zur lutherischen Kirche. Der evangelische Pfarrer dieser Region hielt hier in gewissen Abständen Gottesdienste in deutscher Sprache ab.
Das Interesse der Mennoniten richtete sich Mitte der fünfziger Jahre auf Cambyretá, nachdem der mennonitische Lehrer Herinrich >Ratzlaff dort eine Sommerbibelschule mit den Kindern abgehalten hatte. 1956 begann das >Mennonitische Missionskomitee für Paraguay dort mit einer Missionsarbeit und schickte zu diesem Zweck das Ehepaar Isaak und Margarete Thiessen nach Cambyretá. Thiessen gründete sofort eine Primarschule und evangelisierte unter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Seine Frau Margarete hatte einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und wurde vor allem als Hebamme und Krankenschwester gebraucht.
Um für die Zukunft Lehrkräfte zu haben, vermittelte Thiessen mit Unterstützung der >deutschen Botschaft in >Asunción mehrere Schüler in den >Chaco, damit sie dort die >Zentralschule und das >Lehrerseminar besuchen konnten.
Eine evangelisch-mennonitische Gemeinde wurde gegründet, die zeitweilig 60 Mitglieder hatte. Nach Thiessens haben Gerhard und Margarete Görzen, Jakob und Helly Dyck, Erwin und Elsi Rempel sowie Gerd und Margarete Enns dort als Lehrer und Missionare gearbeitet. Heute gehört die Gemeinde in Cambyretá zur >Convención Evangélica Mennonita Paraguaya. Die Internatsschule wird inzwischen auf privater Basis weiter geführt.
Dietrich Klassen