Chamorro

Schwere Ansiedlungsverhältnisse im >Chaco und auch gewisse zwischenmenschliche Beziehungsprobleme führten dazu, dass sich schon in den ersten Ansiedlungsjahren einige Siedler intensiv darüber Gedanken machten, nach Ostparaguay zu ziehen. 1935 siedelten einige Mennonitenfamilien aus dem >Chaco unter der Führung von Heinrich Rempel in der Nähe von General Aquino bei >Rosario etwa 20 km entfernt vom Flusshafen Rosario, auch Chamorro genannt, an. 18 Familien kamen aus der >Kolonie >Fernheim, 8 aus der Kolonie >Menno. Im Jahre 1937 waren es insgesamt 114 Personen, die in Chamorro wohnten.
Als die Friesländer im Jahre 1937 nach Ostparaguay zogen, hatten sie schon vorher während der Landsuche mit diesen Leuten Kontakt aufgenommen. So konnten sie in der Zeit der Umsiedlung bei den in Chamorro lebenden Mennoniten Unterkunft finden, bis das Land in >Friesland einmal erkundet worden war. Die Kolonie Friesland lag nur 25 km östlich von Chamorro.
Chamorro war eigentlich keine geschlossene >Mennonitenkolonie, wie man sie beispielsweise von Russland oder Kanada her kannte. Es war eher so, dass die Mennoniten ihre Höfe mitten unter den dort lebenden Lateinparaguayern hatten. Institutionen wie Schulen, Kirchen, Krankenhäuser usw. waren nicht vorhanden.
Bei den Siedlern von Chamorro handelte es sich um Personen mit sehr eigenwilligem Charakter. Wegen ihrer verhältnismäßig geringen Personenzahl kam ein gesundes Gemeinschaftsleben nicht zustande. Das größere Friesland wirkte wie ein Magnet: Die meisten zogen nach Friesland, einige kehrten zurück in den Chaco. In Chamorro blieb niemand (>Neuhoffnung bei Horqueta).
Alfred Fast sen./Beate Penner
Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 121-126; Joseph W. Fretz: Pilgrims in Paraguay. Herald Press, Scottdale, Pennsylvania, 1953, S. 36.