Hildebrand, Peter

Peter Hildebrand stammte aus der Sowjetunion und war auf abenteuerlichen Wegen über Harbin nach Deutschland gekommen. 1934 wurde er durch die Vermittlung von B. H. >Unruh und mit finanzieller Unterstützung des VDA (Verein für das Deutschtum im Ausland ) nach >Fernheim gesandt, um hier an der Zentralschule zu unterrichten. Hildebrand war ein begabter Lehrer, doch seine weltanschaulichen Ansichten und seine Vorstellungen von Sitte und Moral deckten sich nicht mit denen der in der >KfK zusammengeschlossenen Prediger. Er führte den Frühsport in der Schule ein, übte Theaterstücke ein und hielt Vorträge für Jugendliche und Erwachsene. Obwohl er Sympathisant der Nationalsozialisten war, äußerte er sich gelegentlich kritisch zu Hitler und führenden Persönlichkeiten dieser Partei.
Ende 1934 war seine Braut Susie Penner nach Paraguay gekommen. Sie heirateten in Asunción und zogen nun beide nach >Fernheim. Doch bereits Ende 1935 wurde Hildebrand von der KfK gekündigt und zwar aus folgendem Grund: Obwohl er mennonitischer Herkunft war, sei er nach Meinung der Gemeinden nicht “christusgläubig”, besuche nicht regelmäßig die Gottesdienste und habe sich in Vorträgen abfällig über Mennonitentum, >Kolonie und Siedler geäußert. Die KfK warf ihm Arroganz, Unkollegialität, Spötterei und Denunziantentum vor. Hildebrand hingegen beurteilte 1984 in der Rückerinnerung den Sachverhalt so: Im Grunde ging es nur um meine Weltanschauung und um mein Deutschbewusstsein. Man wollte einen demütigen, gottesfürchtigen Lehrer haben, der untertänigst die Prediger anhimmelte und um deren Rat fragte. Der Typ war ich nicht, und so war meine Lehrtätigkeit hier auf die Dauer gesehen schon am Anfang in Frage gestellt. Hildebrand ging dann zunächst nach Ostparaguay und später nach Deutschland. B. H. Unruh war über die Handlung der KfK sehr unzufrieden, vor allem deshalb, weil man ihn in dieser Angelegenheit nicht konsultiert hatte, zumal er sich beim VDA für die Vermittlung von Hildebrand nach Fernheim eingesetzt hatte.
Jakob Warkentin
Peter Hildebrand: Odyssee wider Willen. Das Schicksal eines Auslandsdeutschen. Oldenburg: Heinz Holzberg Verlag, 1984.