Kamp

Der Duden, Jahrgang 2001, beschreibt Kamp als einen norddeutschen Begriff für ein abgegrenztes Stück Land, Feldstück. Im spanischen Sprachgebrauch hat Campo verschiedene Bedeutungen wie: ein offenes, unbesiedeltes Land, ein bebautes Landstück (Ackerbau, Weideland), ein flaches Land, im Gegensatz zu hügeligem, gebirgigem Land.
Als die mennonitische >Chacoexpedition 1921 den >Chaco durchquerte und auf Siedlungsmöglichkeiten untersuchte, fielen die offenen Grassavannen, die mit großen Urunde´y- und und Quebracho-Bäumen bestanden waren, auf. Dazwischen befanden sich offene Flächen mit >Bittergras auf einem lockeren, sandigen Boden – Kampland genannt. Diese Bodenart ist in Paraguay nur im zentralen, paraguayischen Chaco zu finden. Der Boden wurde als sehr fruchtbar empfunden und war das erste Nutzland für die späteren Chacosiedler. Die Dörfer wurden nach dem Vorbild in Russland als zweireihiges Straßendorf angelegt, und die Hofstellen durch Los auf die Familien verteilt. Jeder Hof erhielt je nach Größe des Kampes, auf dem das Dorf angelegt wurde, Ackerland – Kampland. Das Buschland hielt man vorerst für die Landwirtschaft für unbrauchbar.
Die großen und kleinen Bäume und Sträucher auf dem Kampland wurden mit der Axt von Hand beseitigt. Der Boden musste traditionsgemäß “pflugrein” gemacht werden. Dann pflanzte man an und sammelte die ersten Erfahrungen mit Baumwolle, Erdnüssen, Bohnen, Mandioka, Süßkartoffeln, Mais und Wassermelonen.
Die Mennoniten unterscheiden verschiedene Kamparten: Den traditionellen >Hochkamp mit dem lockeren Ackerbauboden; den Niedrigkamp, der mit Gräsern bewachsene tiefer gelegene, lehmige Boden; den Schilfkamp, der, wie sein Name besagt, mit Schilf bewachsen war, das in den ersten Jahrzehnten zum Decken der Wohnungen und Ställe benutzt wurde. Als Kamp wurde auch die offene Steppe bezeichnet, auf der das Vieh weidete und die bei großen Regenfällen überschwemmt werden konnte.
Neueren Datums ist die Anwendung des Begriffs Kamp in Bezug auf die Viehranch oder Estancia eines Mennoniten. Immer öfter hört man Leute sagen, dass sie zu ihrem Kamp fahren, was aber nicht mit einem Hoch- oder Tiefkamp zusammenhängt. Diese Benennung ist eher eine Folge der in den letzten Jahrzehnten stark gewachsenen gerodeten Buschflächen. So sind zum Beispiel von 1999 bis 2003 in den Chacokolonien mehr als 350.000 ha Land bearbeitet und ein Großteil zum Roden freigegeben worden. Offenes Land waren früher hauptsächlich Hochkämpe und die in Regenzeiten überschwemmten niederen Kämpe, heute ist zum großen Teil das Land, das vorher bewaldet war, gerodet und wird als Kamp bezeichnet und für Ackerbau oder Viehzucht genutzt. Durch diese neue Art von Kamp tragen die Mennoniten und weitere Bewohner des Landes zu einer radikalen Veränderung im Landschaftsbild bei.
Uwe S. Friesen
Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay (Hg.): Jahrbuch für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay. Asunción: Imprenta Litocolor, 2003, S. 6-76; Johann J. Funk: Mennoblatt 2 (1931) 5, S. 4.