Milchproduktion

Der Milchkonsum und die Milchproduktion in Paraguay steigt seit Jahren ständig an. Um die Interessen der Milchindustrie vor den staatlichen Institutionen und den mächtigen Supermarktketten zu vertreten, wurde die Cámara Paraguaya de Industriales Lácteos, CAPAINLAC, gegründet. Der Präsident der Kammer ist fast immer ein Vertreter einer der drei Kooperativen der >Mennonitenkolonien aus dem >Chaco. Etwa 70 % der Milch und Milchprodukte auf dem paraguayischen Markt kommen von den Fabriken der Mennonitenkolonien Trébol (>Menno), Frisco (Friesland), Lactolanda (>Sommerfeld) und CO-OP (>Fernheim und >Neuland). Trébol und Frisco haben sich zusammengeschlossen und Frisco produziert Milchprodukte unter dem Namen Trébol. Sie bilden zusammen mit den Molkereien Doña Angela, La Pradera, Parmalat und Los Colonos die CAPAINLAC. Es gibt aber noch einige weitere kleinere Molkereien im Land, die nicht der Milchkammer angeschlossen sind. Durch den Milchsektor werden im Land mehr als 40.000 Arbeitsplätze geschaffen, alleine über 4.000, die in der Verarbeitung der Produkte im Rahmen der CAPAINLAC arbeiten. In der Kolonie Menno machten die Einnahmen aus der Milchproduktion in den letzten Jahren zeitweise den größten Anteil an der landwirtschaftlichen Produktion aus. Besondere Impulse erhielt die Milchproduktion Anfang der achtziger Jahre durch den so genannten BID-Kredit. Dieser Kredit ermöglichte den Bauern nicht nur die notwendigen Investitionen, sondern führte durch die damit verbundene obligatorische Beratung auch dazu, dass die Genetik des Milchviehs (>Holländervieh) verbessert wurde, dass die Weide (bessere Weidegräser, Einteilung in kleinere Flächen) besser genutzt wurde und dass durch Mischfutter die Ernährung des Viehs optimiert wurde. Qualitätskontrollen und eine entsprechende Bezahlung des Rohprodukts waren eine weitere Maßnahme. Auf der anderen Seite wurde durch die Einführung der H-Milch und ein breites Angebot unterschiedlicher Milchprodukte auch das Interesse der Kunden geweckt und ihre Kosumgewohnheiten beeinflusst. Die CAPAINLAC versucht den Milchkonsum auch dadurch zu steigern, dass die Kinder in den Schulen über die Wichtigkeit des Milchkonsums für die eigene Gesundheit informiert werden. Außer CAPAINLAC besteht in Paraguay die Asociación Paraguaya de Productores de Leche (Aprole).
In der Verbesserung und Erweiterung der Milchproduktion und der Milchprodukte arbeiten die Mennonitenkolonien auch über die Beratungsdienste mit PROCOLE zusammen. PROCOLE (Proyecto para el mejoramiento de la Competitividad del Sector Lechero oder: Programa para el Control Lechero) wird durch die Organisation SOCODEVI (Sociedad Canadiense de Cooperación para el Desarrollo Internacional) aus Kanada in Paraguay gefördert und bietet seit 2005 über >FECOPROD Beratungsdienste an, um die Produktion, die Verarbeitung und das Marketing der Milch zu verbessern.
In Form von >Nachbarschaftshilfe werden Kleinproduzenten beraten, um die Milchmenge zu steigern, Kosten senkend zu arbeiten und so das Einkommen zu erhöhen. Die Milchproduzenten, die sich für dieses Programm interessieren, müssen sich anmelden und ihre Milchwirtschaft detailliert kontrollieren, Kosten und Einnahmen buchen, einmal in der Woche von jeder Kuh die Milch wiegen, Futterkontrollen machen und Bauerntage auf dem Feld besuchen, wo dann die Daten der verschiedenen Beteiligten verglichen werden.
Uwe S. Friesen
www.abc.com.py; Faltblatt: PROCOLE, Proyecto para el mejoramiento de la competitividad del Sector Lechero en el Paraguay; www. abc.com.py