Nachbarschaftshilfe

Auf Grund der Tatsache, dass sich in Paraguay die Schere zwischen Armen und Reichen immer weiter öffnet, hat man sich schon viele Gedanken zur Verbesserung der ländlichen Entwicklung gemacht. Zahlreiche Projekte wurden schon gestartet. Auch von Seiten der >Mennonitenkolonien in Paraguay ist schon seit mehreren Jahrzehnten an Projekten der ländlichen Entwicklung gearbeitet worden. Dazu gehört das >ASCIM-Projekt der Mennonitenkolonien >Neuland, >Fernheim und >Menno, das etwa 13.000 indianischen Bewohnern im zentralen >Chaco zugute kommt. Hierzu kommen noch das YAPAY-Projekt mit 750 Kleinbauern-Familien im Süden der >Kolonie Menno, das Projekt bei >Campo Aceval und COVE-PIRIZAL in der Nachbarschaft der Kolonie >Neuland mit rund 100 Kleinbauernfamilien. – In Ostparaguay begann >Friesland im Jahre 1965 eine Ansiedlung von Paraguayern. Es waren 72 Familien mit 450 Personen auf 654 ha Land. Die paraguayischen Siedler gaben sich den Namen >San Alfredo. Diese Kolonie kann als Vorläufer und Muster gelten für die seit Jahrzehnten geforderte Reforma Agraria Integral. – In den neunziger Jahren gab es wieder sehr wichtige Initiativen in der Nachbarschaftshilfe- >Volendam: >COVEPA-Projekt mit 240 Familien von Kleinbauern und >Friesland: >COVESAP mit 700 Familien aus der umliegenden Zone.
Das Hauptziel, das mit diesen Projekten verfolgt wird, ist in erster Linie, der ländlichen Bevölkerung zu einem würdigeren Leben zu verhelfen. Das Lebensniveau der Kleinbauern soll verbessert werden, gleichzeitig ist man aber auch bestrebt, dass diese sich mit der eigenen Gesellschaft identifizieren. Um dieses Ziel zu erreichen, versucht man, Methoden anzuwenden, die nicht Abhängigkeit hervorrufen. Deshalb gibt man in der Regel auch kein Bargeld heraus und verschenkt auch nichts. In erster Linie wird die Eigeninitiative und Selbstverwaltung gefördert.
Da man mit verschiedenen ethnischen Kulturen arbeitet, brauchte man auch verschiedene Projekte, der jeweiligen Situation, Gruppe, Gesellschaftsschicht und lokalen Lage angepasst. Aus den verschiedenen Erfahrungen, die im Laufe der Jahre gemacht wurden, lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: – Es muss eine ganzheitliche Entwicklung stattfinden, in der Wirtschaft, Erziehung, Fortbildung, gemeinschaftliche und kooperative Organisation, Beratung, Infrastruktur und Gesundheit zum Zuge kommen. – Die ländliche Armut ist in vielen Fällen leider ein mental-kultureller Zustand. Trotz fruchtbarer Böden, herrlichem Klima (mit Ausnahme im Chaco) und der Tatsache, dass jeder die Möglichkeit hat, Land zu erwerben, leiden viele Menschen in Paraguay Hunger.
Deshalb ist jedes Projekt ein langfristiges Projekt, in dem Erziehung, Fortbildung und das Anstreben einer Mentalitätsänderung an erster Stelle stehen. – Es muss in jedem Projekt eine Struktur entwickelt werden, in der die Initiative von den Kleinbauern selbst ausgeht und bei der sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. – Jedes Projekt sollte lokal und national, d. h. vom Staat unterstützt werden, aber absolut neutral der Partei- und Religionspolitik gegenüber sein. – Die vom Projekt Betroffenen sollten lernen, dass man durch Organisation, Unterstützung und Kooperation viel mehr erreicht, als wenn man alles geschenkt bekommt. So lernt der Betroffene auch viel eher, für aufgenommene Kredite und Vermarktung der Produkte Verantwortung zu tragen.
Beate Penner
www. covesap.org