Wanderungen

Schon bald nach ihrem Ursprung zu Anfang des 16. Jahrhunderts begannen die Mennoniten sich in alle Welt zu zerstreuen. Die Gründe für die Wanderungen waren nicht immer dieselben. In den ersten Jahrhunderten waren der Hauptgrund für die Wanderungen die Verfolgungen wegen ihres Glaubens und politische Unterdrückung. Später gab es dann auch Wanderungen, die auf freiwilliger Basis beruhten, und zwar weil man gewisse Traditionen und Glaubensprinzipien in Gefahr sah, diese aber nicht verlieren wollte. In den meisten Fällen haben die Mennoniten sich dadurch ausgezeichnet, dass sie scheinbar unbrauchbares und unfruchtbares Land urbar machten und somit in der Regel viel zur Entwicklung des jeweiligen Landes beitrugen.
Besonders scharf wurden die Mennoniten in den Niederlanden verfolgt. Viele Gläubige sind deshalb heimlich nach Preußen ins Weichselgebiet geflohen. Dieser Strom von mennonitischen Flüchtlingen begann im Jahre 1535. Die Ansiedlung im Weichselgebiet war mit großen Schwierigkeiten verbunden. Die Weichselniederung war sumpfiges Land, das erst einmal trocken gelegt werden musste. Glücklicherweise verstanden die Mennoniten sich von Holland her mit dem Bau von Dämmen, Schleusen und Windmühlen, so dass die Arbeit sofort begann. Doch schon bald nach der Ankunft brach das Sumpffieber aus und forderte den Tod vieler Siedler. Nach etwa 100 Jahren sah man im Weichselgebiet gepflegte Bauernhöfe, schwarzbuntes Vieh auf den saftigen Wiesen und große Windmühlen, die für die Entwässerung und das Mahlen des Weizens sorgten. Die dort lebenden Mennoniten kamen zwar aus verschiedenen Ländern und hatten verschiedene Sitten und Gebräuche, aber sie verband ein tiefer Glaube.
Da die Familien sehr kinderreich waren, dauerte es nicht lange, bis sich ein neues Problem ergab: Es gab kein Land für die Jungbauern. In Preußen konnten sie nicht mehr Land kaufen, da die Regierung kein Land an wehrlose Mennoniten mehr verkaufte. Man suchte nach einer Lösung dieses Problems. Da kam die Einladung von Kaiserin Katharina im Jahre 1789 wie gerufen. Nach mehreren Jahren harter Arbeit bauten die Mennoniten auch in Russland prächtige Kolonien auf. Im Jahre 1870 änderte sich jedoch einiges für die Mennoniten in Russland: Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingeführt und in den Schulen sollte die russische Sprache gesprochen werden. Auf Grund dessen wanderten viele Mennoniten nach Nordamerika aus und kamen 1927 von dort nach Paraguay. Für die Zurückgebliebenen wurde die Situation immer unsicherer. 1929 gelang es einer Gruppe von Mennoniten, über Moskau nach Paraguay zu fliehen. Während des Zweiten Weltkrieges floh eine weitere Gruppe über Deutschland nach Paraguay.
Folgende Wanderströmungen führten nach Paraguay:
Kanada: Die erste Gruppe kam 1927 nach Paraguay und gründete die >Kolonie >Menno im >Chaco. 1948 kamen weitere Gruppen und gründeten die Kolonien >Sommerfeld und >Bergthal in Ostparaguay.
Russland: Im Jahre 1930 wurde die Kolonie >Fernheim im Chaco gegründet. Von dieser Kolonie wanderte 1937 eine Gruppe aus nach Ostparaguay und gründete die Kolonie >Friesland. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1947/48 kamen zwei weitere Gruppen und gründeten die Kolonie >Neuland im Chaco und die Kolonie >Volendam in Ostparaguay.
Vereinigte Staaten: In den Jahren 1967 bis 1982 kamen immer wieder kleinere Gruppen und gründeten in Ostparaguay die Kolonien >Luz y Esperanza, >Agua Azul, >Florida und >La Montaña.
Mexiko: In den Jahren 1969 bis 1983 wanderten kleine Gruppen ein und gründeten in Ostparaguay die Kolonien >Rio Verde, >Santa Clara, >Manitoba und >Nueva Durango.
Durch die Tatsache, dass Mennoniten immer wieder als ganze Gruppe wanderten, hat sich bei ihnen ein Gefühl der Kohärenz und Solidarität und Zusammengehörigkeit, oft auch fast eine Verschlossenheit, entwickelt. Dabei war man bestrebt, die eigene Identität zu bewahren.
Beate Penner
Folleto de la Asociación de las Colonias Mennonitas del Paraguay. Presencia Mennonita en el Paraguay; Mennonitengeschichte. Paraguay in Bildern. Herausgegeben für den Unterricht, Seite 18-29.