Der Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay
Die ersten Ansätze zur Gründung eines Geschichtsvereins unter den Mennoniten in Paraguay gehen auf das Jahr 1984 zurück. Gegründet wurde der Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay1 aber erst 1999. Zur Gründungsversammlung hatten sich zehn Filadelfia getroffen. Sie erkannten die Notwendigkeit, die Geschichte und die Kultur der Mennoniten in Paraguay systematisch zu dokumentieren und das Verhalten und Handeln der Mennoniten in ihrer soziokulturellen Umwelt kritisch zu untersuchen.
Aktueller Vorstand 2024-2026
Vorsitzender – Uwe Friesen
Stellvertretender Vorsitzender – Rodger Toews
Sekretär – Heinz Epp
Kassiererin – Rosalia Goerzen
Mitglied – Hans Theodor Regier, Ronald Unruh, Fanny Dueck
Aufsichtsrat
Hanna Hiebert
Andreas Ens
Franz Goertzen
Statut vom Mennonitischen Geschichtsverein Paraguay
1. Ziele des paraguayischen Geschichtsvereins
Die Im Einzelnen verfolgt der Geschichtsverein mehrere Ziele. Zuerst gilt es, das historische Erbe, das Glaubensgut und das kulturelle Leben der deutschsprachigen Mennoniten in Paraguay zu beschreiben, zu untersuchen, zu pflegen und zu fördern. Dieses Erbe soll durch Forschungsarbeit, wissenschaftliche Publikationen und künstlerische Arbeiten zur Geltung gebracht werden. Gleichzeitig soll auch die wechselseitige Beziehung der verschiedenen Gruppen mennonitischer Einwanderer und ihrer Nachkommen zu ihrer natürlichen, sozialen und kulturellen Umwelt in Paraguay erforscht und im interethnischen Dialog interpretiert werden. Der Verein verpflichtet sich, Forschungsarbeiten, die in den Interessenbereich des Vereins fallen, anzuregen und beratend begleiten, sowie Quellenmaterial in Zusammenarbeit mit Archiven und Bibliotheken der Kolonien, Gemeinden und ihren Bildungsinstitutionen zu sammeln und in einer Datenzentrale zugänglich zu machen. Auch sollen Kontakte mit ähnlichen Vereinen und Institutionen der Mennoniten in anderen Ländern gesucht und unterhalten werden, um Materialien und Forschungsergebnisse auszutauschen. Mit allem will der Geschichtsverein das Interesse für die Geschichte der Mennoniten wecken und fördern, nicht zuletzt um das geistige Leben in den Kolonien bzw. unter den Mennoniten zu bereichern.
2. Das Kreuz der Pioniere als Logo
Während der Expedition kanadischer Mennoniten, die den Chaco im Mai 1921 nach Siedlungsmöglichkeiten durchsuchten, wurde ein Pionierkreuz an einem großen Urundey-Baum auf einem der offenen Graskämpe am westlichsten Punkt befestigt. Es sollte ein Zeichen dafür sein, dass die Landsuchenden dieses Landstück für geeignet fanden, darauf zu siedeln. Diese Gruppe setzte sich aus Personen verschiedener Hautfarben, Kulturen und Konfessionen zusammen, und ihr Kreuz ist ein Symbol für die wirtschaftliche und kulturelle Erschließung des Chaco: ein Holzkreuz mit einer querliegenden Mondsichel darüber, das heute im Museum der Kolonie Menno aufbewahrt wird. Das Kreuz symbolisiert den Einzug des Christentums in diese Busch- und Grasöde. Die Mondsichel bedeutet als zunehmender Mond den Anfang des Einzugs der Zivilisation in dieses Naturgebiet und will darauf hinweisen, dass die Siedler gekommen seien, um das Leben im Zeichen des Friedens als Gemeinschaft der Mennoniten abgesondert von der Welt zu gestalten (Fred Engen). Das Pionierkreuz war auch ein Zeichen zwischenkirchlicher Verständigung. Es wurde von Katholiken erstellt, mitgenommen und befestigt wurde es von Protestanten und Mennoniten. ?Dem Zeugnis dieser Expedition ist es also zu verdanken, dass im Nachhinein tausende deutschstämmige Mennoniten aus Nordamerika, Europa und Asien, angetrieben durch verschiedene Motive, einwanderten, siedelten und eine neue Heimat fanden? (Martin W. Friesen). Diesem Pionierkreuz fühlt sich auch der Verein für Geschichte und Kultur der Mennontien in Paraguay verpflichtet.
3. Mitglieder und Vorstand des Vereins
Während Der Verein wurde am 20. Dezember 1999 von zehn Mitgliedern gegründet. Personen und Institutionen, die den Zielen des Vereins zustimmen, können auf Antrag Mitglieder des Vereins werden. Im Laufe der Jahre ist der Verein auf 105 Mitglieder angewachsen.
Der Vorstand des Vereins setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen und wird für jeweils drei Jahre auf einer Jahresversammlung gewählt und teilt die Verantwortung für einzelne Arbeitsbereiche unter sich auf. Auch der Aufsichtsrat, der aus drei Mitgliedern besteht, wird auch von der Vollversamlung für drei Jahre gewählt. Der Vorstand trifft sich jährlich zu einigen Sitzungen, auf denen die Vorhaben und Veranstaltungen des Vereins besprochen und die Themen für die vom Geschichtsverein herausgegebenen Jahrbücher festgelegt festgelegt werden.
Auf den Jahresversammlungen präsentiert der Vorsitzende des Vereins einen Bericht, in dem er Rechenschaft über die fortlaufende Aktivitäten ablegt und neue Vorhaben vorstellt.
4. Aktivitäten des Geschichtsvereins
Eine wichtige Aufgabe ist seit der Gründung des Vereins die Herausgabe eines Jahrbuches. Diese Jahrbücher befassen sich mit dem Thema der Mennoniten in Paraguay und ihren historischen Hintergründen. Sie enthalten Beiträge, die sich mit dem Leben der Mennoniten Paraguays und ihrer wechselseitigen Beziehung zur Umwelt befassen und einen wissenschaftlichen oder allgemein kulturellen Charakter tragen. Darüber hinaus fördert und unterstützt der Verein auch andere publizistische Vorhaben seiner Mitglieder.
Schließlich werden Symposien zu aktuellen Themen organisiert, die das Zusammenleben der Mennoniten mit der nationalen Bevölkerung oder die kulturell-geistlichen Entwicklung der Mennoniten betreffen. Es geht darum, den kritischen Dialog unter den Mennoniten und mit anderen ethnischen Gruppen aus ihrer soziokulturellen Umwelt in Gang zu setzen und zu pflegen. Diese Symposien, die bisher Themen wie ?Mennonitische Identität zwischen Selbstbild und Fremdbild?, ?Mennoniten und Politik? oder ?Mennonitisches Friedenszeugnis? behandelt haben, stehen auch Nichtmitgliedern offen.
Seit 2013 unterhält der Geschichtsverein ein eigenes Archiv, das öffentlich zugänglich ist. Auf seiner Website befinden sich Informationen über den Geschichtsverein, sowie die Jahrbücher und das Lexikon der Mennoniten in Paraguay, das in seinem Auftrag herausgegeben wurde: www.menonitica.org.
Bibliografie Martin W. Friesen, Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, Asunción 1977. – Ders., Neue Heimat in der Chacowildnis, Asunción 1997. – Peter P. Klassen, Die Mennoniten in Paraguay, Reich Gottes und Reich dieser Welt, Asunción 1988. ? Lexikon der Mennoniten in Paraguay, hg. Vom Verein für Geschichte und Kultur in Paraguay, Asuncíon 2009.
Uwe Friesen