Cornelius A. DeFehr (1881 – 1979) wurde in Einlage, Chortitza, geboren und kam 1926 nach Kanada. Bereits in Russland war er ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen. In Kanada eröffnete er in Winnipeg ein Importgeschäft, das in den folgenden Jahrzehnten als Familienunternehmen stark expandierte.
Bereits in Russland war er Mitglied der Mennoniten Brüdergemeinde geworden und hatte 1903 Elisabeth Dyck geheiratet, die ihm eine getreue Hilfe auf seinem Lebensweg war. Neben seiner geschäftlichen Tätigkeit ließ er sich immer wieder für Dienste innerhalb der Mennonitengemeinschaft einspannen. Da er ein guter Organisator war, wurde er als einer der Hauptverantwortlichen für die Verteilung der aus Nord-amerika gesandten Lebensmittel während der Hungersnot in Russland eingesetzt. In Kanada hat er im Rahmen der MB-Konferenz sowie des >MCC wiederholt verantwortliche Aufgaben übernommen.
Zu den herausragenden Diensten im Rahmen des MCC gehören sicher sein mehrmaliger Einsatz in Südamerika, wo er den aus der Sowjetunion stammenden mennonitischen Flüchtlingen bei der Ankunft in Buenos Aires (>Zeltlager in Buenos Aires) sowie bei der Ansiedlung im >Chaco und in Ostparaguay behilflich war. Hierbei hat er unter Zeitdruck Hervorragendes geleistet. Die Passagiere der Volendam hatten 1947 keine Aufenthaltserlaubnis für Argentinien. Da aber in >Asunción ein Bürgerkrieg tobte, konnten die Flüchtlinge nicht weiterreisen. Schließlich erklärte sich die argentinische Regierung bereit, durch das Militär 70 Zelte in der Nähe des Hafens aufbauen zu lassen und den Mennoniten zur Verfügung zu stellen.
Während der langen Wartezeit im >Zeltlager in San Lorenzo entschied sich ein großer Teil der Flüchtlinge, nicht im Chaco anzusiedeln, da sie über dieses Siedlungsgebiet viele negative Informationen erhalten hatten. Daraufhin versprach C. A. DeFehr ihnen, dass keiner gegen seinen Willen in den Chaco gebracht werden würde. Auf die Schnelle musste nun in Ostparaguay Siedlungsland gefunden werden. Das Land in der Nähe von Brasilien wurde wegen der mangelnden Infrastruktur nicht gekauft. In der Nähe von Rosario fand man schließlich einen geeigneten Landkomplex, auf dem dann die >Kolonie Volendam gegründet wurde.
Bis Anfang der fünfziger Jahre ist C. A. DeFehr zusammen mit seiner Frau Liese noch mehrmals nach Paraguay gekommen, um die Mennoniten beim wirtschaftlichen Aufbau zu unterstützen. Das war angesichts der primitiven Verhältnisse für das bereits ältere Ehepaar nicht nur recht beschwerlich, sondern auch gefährlich. 1948 erlitten die De Fehrs einen schweren Unfall mit dem Schienenauto, das sie von >Km 145 nach >Puerto Casado bringen sollte, wo sie erneut >Flüchtlinge in Empfang nehmen sollten. Doch beide überlebten den Unfall.
C. A. DeFehr war ein sachkundiger Berater für die >Oberschulzen in den neuen Kolonien >Volendam und >Neuland und er und seine Frau Elisabeth waren vor allem einfühlsame Helfer und Tröster für die vielen zerrissenen Familien unter den Flüchtlingen. Da sie selber aus Russland stammten, hatten sie großes Verständnis für die Siedler und daher keine Kommunikationsschwierigkeiten.
Jakob Warkentin
Stichwort Cornelius A. DeFehr in: Cornelius J. Dyck und Dennis D. Martin: Mennonite Encyclopedia, V. Scottdale, Pennsylvania: Herald Press, 1990, S. 222; Cornelius A. DeFehr: Erinnerungen aus meinem Leben. Winnipeg: Christian Press, 1976.