Zeltlager in Buenos Aires

Als die ca. 2.000 Passagiere der ersten Volendam Ende März 1947 nach dreiwöchiger Seereise in Buenos Aires ankamen, konnten sie nicht an Land gehen, da der Weitertransport nach Paraguay mit kleineren Schiffen nicht möglich war. In Paraguay tobte nämlich eine Bürgerkrieg, so dass die Einwanderer erst einmal warten mussten. Für Argentinien hatten die Passagiere aber kein Visum. Da war guter Rat teuer. C.A. >De Fehr und andere Mitarbeiter hatten im Auftrag des >MCC mit den argentinischen Regierungsbehörden verhandelt und schließlich die Erlaubnis erwirkt, dass die mennonitischen Einwanderer am Hafen in einem abgegrenzten Bezirk für einige Zeit wohnen konnten. Die argentinische Regierung hatte dafür ein militärisches >Zeltlager errichtet. Einige kleinere Schiffe konnten sehr bald nach Asunción aufbrechen, die Mehrheit der Einwanderer musste jedoch monatelang warten.
Im Zeltlager gab es bald ein reges Leben. Schüler wurden von Lehrern, die zur Einwanderergruppe gehörten, unterrichtet. Es gab Jugendstunden, Chorgesang, Gottesdienste und Sonntagsschule. Sogar ein Tauffest konnte gefeiert werden. Einige Männer wurden angehalten, sich mit kleinen Handarbeiten zu beschäftigen. Und Männer und Frauen halfen mit, damit alle Einwanderer täglich mit dem Nötigsten versorgt waren.
Eine kleinere Gruppe der Einwanderer, die nicht bereit war, im >Chaco anzusiedeln, entschloss sich, in Buenos Aires zu bleiben. Sie nahmen mit deutschen Firmen in Buenos Aires Kontakt auf und blieben einfach da. Das MCC bekam dadurch Schwierigkeiten, denn offiziell hatten die Einwanderer keine Erlaubnis für einen Daueraufenthalt in Buenos Aires.
Im Laufe einiger Monate konnten alle Einwanderer mit kleinen Schiffen nach Asunción gebracht werden. Als eine Gruppe in einer Landwirtschaftsschule in San Lorenzo untergebracht worden war, gerieten sie einmal kurz unter Beschuss, doch niemand von den Mennoniten wurde verletzt oder misshandelt. Nach und nach konnten die zukünftigen Siedler dann mit dem Schiff bis >Puerto Casado gebracht werden, von wo aus sie dann mit einer Schmalspurbahn 145 km landeinwärts bis zur >Bahnstation Fred Engen gebracht wurden. Dort warteten Ochsen- und Pferdefuhrwerke aus den >Kolonien >Menno und >Fernheim, die sie in die bereits bestehenden Siedlungen und später auf dass Siedlungsland brachten (>Revolution 1947).
Jakob Warkentin
Peter & Elfrieda Dyck: Up from the Rubble. Scottdale, Pennsylvania: Herald Press, 1991.