Die Revolution von 1947 ist als Guerra Civil del 47 in die Geschichte Paraguays eingegangen. Dieser Bürgerkrieg von rund fünf Monaten ist der längste und blutigste in der paraguayischen Geschichte seit seiner Unhabhängigkeit 1811 mit bedauerlichen und schwer wiegenden wirtschaftlichen und politischen Folgen. Er begann am 7. März 1947 mit dem Aufstand einer Militäreinheit in Concepción gegen die Regierung von Higinio Morínigo und endete mit der Niederlage der Aufständischen am 16. August 1947. An ihnen ist furchtbare Rache von Seiten der Regierung geübt worden und einige Hunderttausend sollen ins argentinische Exil getrieben worden sein.
Die Revolution und ihre Folgen wirkten sich auch auf die Mennoniten Paraguays bzw. deren Einwanderung aus. So verlangte das Militär der Aufständischen von der Kolonie >Friesland Unterstützung in Form von Fuhrwerksdiensten und Lebensmitteln. Der Transport auf dem Río Paraguay wurde für Monate unterbrochen. Das betraf ganz hart die Lebensmittelversorgung in den Kolonien >Menno und >Fernheim im Chaco. Bald fehlten die grundlegenden Produkte wie Mehl, Zucker, Seife u. v. a. m. Darüber hinaus wurde für die mennonitischen Siedlungen der Verkauf und Transport der landwirtschaftlichen Produkte sehr erschwert, da die Häfen am Río Paraguay vom Militär besetzt und für den zivilen Transport geschlossen waren.
Hart betroffen von der Revolution war auch die Einwanderung mennonitischer Flüchtlinge nach Paraguay. Am 22. Februar 1947 war die >Volendam mit 2.303 russlanddeutschen Flüchtlingen im Hafen von Buenos Aires eingetroffen. Diese sollten von dort mit Flussschiffen weiter in den paraguayischen Chaco befördert werden. Durch den unterbrochenen Schiffsverkehr auf dem Río Paraguay gelangten nur 298 Personen vor dem Bürgerkrieg in den Chaco. Andere kamen bis nach Asunción und wurden notgedrungen in der Landwirtschaftsschule in San Lorenzo (>Zeltlager) und in einem Fabrikgebäude untergebracht. Der größere Teil, etwa 1.800, musste zeitweilig im Hafen von Buenos Aires in Zelten (>Zeltlager) untergebracht werden. Anfang Juni konnten auch die letzten der Flüchtlinge bzw. Immigranten von Buenos Aires nach Asunción befördert werden. Nach und nach konnten sie auch dieses Lager verlassen. Die Letzten verließen San Lorenzo im September 1947. Der lange Bürgerkrieg trug dann auch dazu bei, dass viele der Einwanderer es vorzogen, anstatt in den Chaco zu gehen und in >Neuland anzusiedeln, in >Volendam, Ostparaguay, ihre neue Heimat zu suchen.
Hans Theodor Regier/Gerhard Ratzlaff
Peter und Elfrieda Dyck: Auferstanden aus Ruinen – Als MCC-Mitarbeiter in England, den Niederlanden und unter russlandmennonitischen Umsiedlern in Deutschland. Redaktion der deutschen Ausgabe von Dr. Horst Gerlach, Kirchheimbolanden 1994, Abram Funk: 25 Jahre Volendam 1947 – 1972. Curitiba, Paraná, Brasil, 1972; Walter Regehr (Hg.): 25 Jahre Kolonie Neuland, Chaco Paraguay. Karlsruhe, 1972; Gerhard Ratzlaff: Auf den Spuren der Väter: Eine Jubiläumsschrift der Kolonie Friesland in Ostparaguay: 1937-1987. Asunción, 1987, S. 181-187; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e. V., 1988.