Seit den 1950er Jahren intensivierte sich der Kontakt zwischen der deutschen Botschaft in >Asunción und den >Mennonitenkolonien in Paraguay immer mehr. In den sechziger und siebziger Jahren war die finanzielle, materielle und personelle Unterstützung der deutschsprachigen Schulen in den Mennonitenkolonien von besonderer Bedeutung. Im Rahmen der auswärtigen Kulturpolitik, die unter Willy Brandt eine wichtige Säule der deutschen Außenpolitik darstellte, spielte die Unterstützung des deutschsprachigen Bildungswesens in Paraguay eine wichtige Rolle.
Neben der materiellen Hilfe gewann die personelle Hilfe durch Auslandsdienstlehrkräfte und Programmlehrkräfte immer mehr an Bedeutung, da dadurch der direkte Kontakt mit dem Bildungswesen in der Bundesrepublik zu Stande kam. Das war nicht nur wegen der Sprache wichtig, sondern vor allem auch wegen der Vermittlung der jeweils in der Bundesrepublik vorherrschenden pädagogischen und didaktischen Reformen. Auf diese Weise konnte das Niveau in den Schulen gehoben und die Unterrichtspraxis modernisiert werden.
Die deutsche Botschaft unterstützte in den sechziger Jahren vor allem auch die Reformbestrebungen in der >Kolonie >Menno, als diese nach und nach die traditionelle Schulform in eine moderne Schule verwandelte. Die Lehrer in der Kolonie Menno wurden durch spezielle pädagogische Kurse auf das neue Schulsystem vorbereitet und in das neue Unterrichtsmaterial eingeführt.
Alle deutschsprachigen Siedlerschulen in den Mennonitenkolonien wurden von der deutschen Botschaft unterstützt, unabhängig davon, welche Staatsangehörigkeit die Siedler besaßen. In >Neuland und >Volendam besaß die überwiegende Anzahl der Bürger die deutsche Staatsangehörigkeit, da sie seinerzeit auf ihrer Flucht im Warthegau eingebürgert worden waren. In >Fernheim und >Friesland waren es einige wenige Siedler, die meisten von ihnen waren jedoch staatenlos oder hatten mittlerweile die paraguayische Staatsbürgerschaft erworben. In der Kolonie Menno besaßen fast alle Bürger die kanadische Staatsangehörigkeit, da sie von Kanada eingewandert waren.
In den dreißiger und vierziger Jahren bestand ein enger Kontakt mit der deutschen Gesandtschaft in Asunción, der sich in den Kolonien Fernheim und Friesland jedoch nicht nur auf das Schulwesen beschränkte. Da viele Bürger vor allem aus ökonomischen Gründen nach Deutschland zurückkehren wollten, erstreckte sich dieser Kontakt auch auf die politische Ebene, was dann zu großen Auseinandersetzungen in der Kolonie Fernheim führte. Die Kolonie Menno war damals an einem politischen Kontakt mit der deutschen Gesandtschaft nicht interessiert und bezog auch kein Lehrmaterial für ihre Schulen von dort.
Zur Zeit besteht im Bereich des Bildungswesens ein enger Kontakt zur deutschen Botschaft, obwohl die finanzielle und personelle Hilfe in den letzten Jahren auf Grund der Sparmaßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland drastisch gekürzt worden ist. Nach wie vor wird aber das Institut für Lehrerbildung in Filadelfia (>Lehrerseminar) sowohl personell als auch finanziell gefördert, da es eine multiplikatorische Funktion für ganz Paraguay hat.
Jakob Warkentin