Die Flucht über Moskau fand im November 1929 statt. Auf die Nachricht, dass die Sowjetregierung die Türen für die Auswanderung schließen wolle, versammelten sich spontan aus vielen mennonitischen und deutschen Kolonien schätzungsweise 12.000 bis 14.000 Personen vor den Toren Moskaus, um doch noch im letzten Moment eine Auswanderung zu erzwingen. Auf Grund des Einsatzes der deutschen Regierung erhielten 5.671 Personen, davon 3.885 Mennoniten, die Ausreisegenehmigung und konnten nach Deutschland kommen. Alle anderen wurden gewaltsam in ihre Dörfer zurück oder noch in die Verbannung geschickt. Von Deutschland gingen die Mennoniten nach Kanada, Brasilien und 1.580 von ihnen nach Paraguay. Der 25. November, Tag der Ausreiseerlaubnis, wird heute noch jährlich von den Siedlern der >Kolonie >Fernheim und >Friesland feierlich begangen und in den Berichten oft mit der Flucht der Israeliten aus Ägypten verglichen (>Flucht über den Amur).
Gerhard Ratzlaff
H. J. Willms: Vor den Toren Moskaus: Gottes gnädige Durchhilfe in einer schweren Zeit. Hg. Komitee der Flüchtlinge unter Mitarbeit von Rev. C. C. Peters. Abbotsford, B. C., Kanada, 1960; Kornelius K. Neufeld: Flucht aus dem Paradies: Damals vor Moskau. Hg. Edith Neufeld. Weisenheim am Berg: Agape Verlag, 2005; Walter Quiring: Russlanddeutsche suchen eine Heimat: Die deutsche Einwanderung in den paraguayischen Chaco. Karlsruhe, Heinrich Schneider, 1932; Gerhard Ratzlaff (Hg.): Auf den Spuren der Väter: Eine Jubiläumsschrift der Kolonie Friesland in Ostparaguay: 1937-1987. Asunción, 1987; Peter Wiens u. Peter P. Klassen: Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Kolonie Fernheim. Winnipeg: Echo-Verlag, 1956.