Indianer-Beratungs-Behörde

Der wirtschaftliche Fortschritt der >Mennonitenkolonien im >Chaco bewirkte, dass immer mehr Indianer in die Siedlungen kamen, um dort arbeiten und besser leben zu können. Viele davon ließen sich im Gebiet der mennonitischen Siedlungen nieder. Es gab im Sommer viel Arbeit wie Jäten und Ernten, aber die Indianer wurden auch herangezogen, um weitere Landflächen zu roden oder zu säubern.
Nach dem >Chacokrieg entstanden immer mehr Estancias im >Chaco, die ehemaligen einflussreichen Militärs aus dem Krieg gehörten, so dass die natürlichen Wasserstellen besetzt und Eingeborene verdrängt wurden. Viele Indianer zogen in die Gebiete der Mennonitenkolonien, angelockt von den Süßkartoffeln, Mandioka, Erdnüssen und Bohnen auf den Feldern. Immer mehr Mennoniten stellten sich die Frage: Was soll mit den vielen Indianern in Zukunft werden?
Die Mennoniten kamen so zu dem Entschluss, Indianergruppen anzusiedeln. Die Verwaltungen von >Menno, >Fernheim und >Neuland legten den Bewohnern den Gedanken der Ansiedlung vor, und sie bekamen Unterstützung. Organisationen von außen wie das >MCC halfen besonders durch Finanzen mit, um Siedlungsland zu kaufen und die Indianer anzusiedeln. Die ersten Dörfer wurden in >Yalve Sanga 1955 angelegt. Da das Projekt sich positiv entwickelte, beschloss man nach vielen Sitzungen, die Aufgabe der Sesshaftmachung der Indianer voranzutreiben, damit sie so auch produktivere Ackerbauern, Handwerker und Bürger des Landes werden könnten.
Die Ansiedlung der Indianer seit Anfang der 1960er Jahre löste sich nach und nach von der Missionsarbeit der Gemeinden. Es wurden Landstücke gefunden, um Probesiedlungen anzulegen. Da auch schon mit der Verkündigung des Evangeliums begonnen worden war, passten diese beiden Aufgaben zusammen. Um die Ansiedlung zu überwachen, gründete man Siedlungskomitees, zunächst getrennt in den jeweiligen >Kolonien.
Als es zu großen Unstimmigkeiten in den Indianersiedlungen Nueva Esperanza und La Esperanza kam, und diese Probleme auch bis in die nationale Regierung bekannt wurden, waren die drei Kolonien und das MCC betroffen. Das führte zu der Entscheidung, im Indianersiedlungsunternehmen vereint vorzugehen, wenn es um die sozialen und verwaltungsmäßigen Belange ging. Deshalb wurde am 22. Juni 1961 die Indianer-Siedlungs-Behörde ISB gegründet. Im Jahre 1976 wurde sie umbenannt in Indianer-Beratungs-Behörde IBB, weil es jetzt verstärkt darum ging, die entstandenen Siedlungen zu stabilisieren und zu beraten und die Arbeiterlager in den Kolonien mit einzugliedern. Gezielt sollte Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Ein Statut wurde erarbeitet und am 1. Januar 1977 in Kraft gesetzt, um die Arbeit der Behörde zu erleichtern und zu regeln. Für die einzelnen Gebiete brauchte man ausgebildete Leute, um auch gegenüber der Regierung den gesetzlichen Vorschriften zu genügen.
Die Mitgliederversammlung setzte sich aus etwa 50 Vertretern der Kolonien im Chaco, der Gemeinden und der Siedlungen zusammen (>Oberschulzen, Gemeindeleiter, Leiter der Missionskomitees, Indianer, Missionare und ein Vertreter des MCC). Bereiche, die unter die Verwaltung dieser Siedlungsbehörde kamen, waren: Landkauf, medizinische Betreuung, Schulwesen, Landwirtschaft, Finanzen, Sozialarbeit und die Organisation der Siedlungen. Für jeden Bereich musste eine geeignete Person gefunden werden. Die IBB arbeitete so lange, bis die Notwendigkeit und die Möglichkeit entstand, zu einer partnerschaftlicheren Arbeitsweise mit den indianischen Gemeinschaften zu kommen. Da gründete man die >ASCIM, die die sozialen und wirtschaftlichen Programme der IBB weiterführte.
Bernhard M. Funk
Statut der Indianer-Beratungs-Behörde; 50 Jahre Kolonie Fernheim: Ein Beitrag in der Entwicklung Paraguays. Hg. Kolonie Fernheim. Asunción: Imprenta Modelo, 1980, S. 146 – 159; Bernhard M. Funk: Wer konnte das bewirken? 1. Auflage, Grafitec, 2008; Licht den Indianern (Hrsg): Bildbericht: Wer ist mein Nächster? Indianermission im zentralen Chaco von Paraguay, 1936 – 1986, Juli 1986; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 429; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay Band 2 – Begegnung mit Indianern und Paraguayern. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V. 1991, S. 164-196; Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 211.