Peter P. Klassen wurde 1926 in der Kolonie Chortitza am Dnjepr in Südrussland geboren und kam 1931 mit seinen Eltern über Deutschland nach >Paraguay, wo seine Eltern zu den Gründern der >Kolonie >Fernheim gehörten. In Fernheim besuchte er die Volks- und >Zentralschule und auch das >Lehrerseminar, das von Dr. >Fritz Kliewer gegründet und geleitet wurde. Dr. Fritz >Kliewer und seine Frau Margarete, geb. Dyck, die aus Berlin stammte, förderten seine Liebe zur deutschen Sprache und Kultur, und das Leben in der Chaconatur verband ihn zeitlebens mit dieser herben und doch schönen Landschaft. Studium in der Schweiz und Lehrtätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland trugen dazu bei, seinen Bildungshunger teilweise zu stillen und bereiteten ihn auf seine verantwortungsvollen bildungs- und kulturpolitischen Aufgaben im >Chaco vor.
Peter Klassen war im Lauf der Jahre Volksschullehrer, Zentralschullehrer, Schulleiter und Seminarleiter, er war Schulrat, Vorsitzender der >Allgemeinen Schulbehörde und Leiter der Lehrplankommission. Besondere Verdienste hat er sich um die Anerkennung und Integration der mennonitischen Schulen in das nationale Bildungssystem erworben. Die von ihm initiierten Reformmaßnahmen sind inzwischen vielen Schülern und Lehrern zu Gute gekommen, haben ihm aber von Seiten einiger Gegner auch Kritik eingebracht. Dennoch: Er ist zeitlebens Aufklärer, Mahner und Warner sowie pädagogischer Gestalter im Bildungs- und Kulturbereich der Mennoniten in Paraguay geblieben.
Klassen war nicht nur ein erfolgreicher Lehrer, sondern auch ein begabter Schriftsteller. Viele Jahre war er Schriftleiter des >Mennoblatts, das er zu einem wichtigen Nachrichtenorgan für und über die Mennoniten in Paraguay ausgebaut hat. In den späteren Jahren hat er als Historiker und Erzähler eine Reihe von Büchern veröffentlicht. Dazu gehören zwei Bände über die Mennoniten in Paraguay sowie zwei Bände über die Mennoniten in Brasilien, die nicht nur eine gewissenhafte historische Darstellung und Bestandsaufnahme, sondern auch eine kritische Analyse dieser Siedlungen sind. Weite Verbreitung fanden auch seine Erzählbände Geschichten zur Geschichte der Mennoniten, in der seine Gaben des Lehrens und Erzählens voll zu ihrem Recht gelangten. Eine gute Einführung in die Welt des paraguayischen Chaco ist das Buch Immer kreisen die Geier, das auch gerne von Nichtmennoniten gelesen wird. Auch bei der Gestaltung von Filmen über die Kolonie Fernheim hat er tatkräftig mitgewirkt. In seiner Bildungsarbeit und besonders in seiner Tätigkeit als Schriftsteller wurde er tatkräftig von seiner Ehefrau Else, geb. Legiehn, unterstützt.
Jakob Warkentin
Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 1988; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay Band 2 – Begegnung mit Indianern und Paraguayern. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V. 1991; Peter. P Klassen.: Die rußlanddeutschen Mennoniten in Brasilien Bd. 1. Witmarsum am Alto Rio Krauel und Auhagen auf dem Stolz-Plateau in Santa Catarina. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V. 1995; Peter. P. Klassen: Die rußlanddeutschen Mennoniten in Brasilien Bd. 2: Siedlungen, Gruppen und Gemeinden in der Zerstreuung. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V. 1998; Peter P. Klassen: Die deutsch-völkische Zeit in der Kolonie Fernheim, Chaco, Paraguay 1933-1945. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V. 1990.