Kaum in der Chacowildnis angekommen, wurde 1930 im Auftrag der >Kolonie >Fernheim die Zeitschrift >Mennoblatt in Filadelfia gegründet, die sich bald zur Informationsquelle und zum Bindeglied der Mennoniten in ganz Paraguay entwickelte, ebenso auch Nachrichten aus dem fernen >Chaco in mennonitische Heime nach Nordamerika und Europa trug. Sie wurde zweimal im Monat herausgegeben.
Im Jahr 1975 kam, ebenfalls in >Filadelfia, der von den EMC-Mennoniten aus Kanada gegründete Hörfunk La Voz del Chaco Paraguayo hinzu, im Volksmund bekannt als >Radio ZP-30. Dieser Sender war 22 Jahre das einzige Kommunikationsmittel im weiten Chacogebiet, um die Frohe Botschaft, persönliche und gemeinschaftliche Mitteilungen und Bekanntmachungen für alle Bevölkerungsgruppen zu übermitteln, bis dann 1998 der katholische Hörfunk Radio Paí Pukú als zweiter Mittelwellensender in der Region dazu kam. Hauptauftrag von >Radio ZP-30 ist es geblieben, das Evangelium in mehreren Sprachen zu verkündigen, darüber hinaus Nachrichten-, Fortbildungs- und Unterhaltungsprogramme zu senden. Seit 2001 gibt es Radio Médano, den ersten UKW-Sender im zentralen Chaco, als privatwirtschaftlich von Mennoniten betriebenes Unternehmen. In den Kolonien gibt es mehrere private und einige schulische Leihvideotheken mit Filmen aller Art. Der Fernsehsender >TV-Chaqueño entstand 2004 in Filadelfia.
In Asunción entstand 1980 die private Wochenzeitschrift Neues Für Alle und in >Loma Plata (Menno) wurde 1997 die ebenfalls private Monatszeitschrift >Menno Aktuell ins Leben gerufen. 1992 ging in Asunción der Hörfunk >Obedira auf Sendung, 1997 wurde die christlich-evangelische Monatszeitschrift >Panorama cristiano und 2004 der TV-Sender >Red Guaraní weitgehend von Mennoniten gegründet und geführt.
In Ostparaguay (Caaguazú) verkündet die EMC-Mission über >Radio Mensajero seit dem Jahre 2000 das Evangelium. In manchen Kolonien bestehen seit ein paar Jahren lokale UKW-Sender: Friesland, Menno, Fernheim, Neuland. Darüber hinaus sind viele christliche Radiobotschaften im Land produziert oder z. B. durch Radio Transmundial kommerziellen Rundfunksendern zur Verfügung gestellt worden. Einige der mennonitischen Medien besitzen auch eigene Websites und können global über Internet abgerufen werden. In vielen mennonitischen Heimen sind Fernsehen und die neuen Kommunikationstechnologien wie Internet und Mobiltelefon zu Hause. Die Vergabe der Sendeerlaubnis aller Hörfunk- und Fernsehanstalten im Land obliegt der Nationalen Kommission für Telekommunikation (Conatel).
Betriebseigene >Informationsblätter geben monatlich die Kolonien >Menno, >Fernheim, >Neuland, >Volendam und >Friesland heraus, während die verschiedenen mennonitischen Missions- und Hilfswerke sowie Bibelschulen in Ostparaguay und im >Chaco periodisch Faltblätter oder kleine Broschüren an Gemeindeglieder und Spender verteilen.
Auch schriftstellerisch sind die Mennoniten in Paraguay aktiv. Ihre Bücher, meist Biografien und Erzählungen, berichten von Flucht und Ansiedlung, Gottvertrauen und wirtschaftlichem Fortschritt. Nur relativ wenige Bücher sind bisher ins Spanische übersetzt worden. Der >Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay gibt seit dem Jahre 2000 Jahrbücher heraus. Mehrere Kolonien besitzen Archive oder Museen. Bis heute gibt es keine mennonitische Tageszeitung in Paraguay.
Die >Mennonitenkolonien, vor allem im Chaco, sind auch heute noch Anziehungspunkt für Medien aus der Landeshauptstadt und dem Ausland. Immer wieder einmal werden die Kolonien oder Eigenarten des mennonitischen Lebens neu entdeckt, Folge eines immer noch vorhandenen Informationsdefizits. Andererseits wächst die Informationsvielfalt z. B. im zentralen Chaco, wo es inzwischen auch nicht-mennonitische Radiosender und andere Informationsquellen gibt, was gelegentlich zu unterschiedlichen Interpretationen ein und desselben Ereignisses am Ort führen kann.
In den Mennonitenkolonien Paraguays ist man traditionell eher öffentlichkeitsscheu, ein Gespräch mit unbekannten Journalisten kann durchaus eine Situation der Hilflosigkeit auf beiden Seiten hervorrufen. Anders steht es um mennonitische Politiker, die in den letzten Jahren immer häufiger wichtige öffentliche Ämter im Land bekleiden und dabei den alltäglichen Fragen der gesamten nationalen Presse ausgesetzt sind. Sie entwickeln relativ schnell einen entsprechenden Umgang mit den Massenmedien, auch um ihre politischen Zielvorstellungen weiter voranzutreiben.
Sich für Journalismus als Beruf zu entscheiden, ist bei mennonitischen Jugendlichen in Paraguay selten, obwohl erstaunlich viele Personen in der mennonitischen Medienwelt tätig sind. Jedoch handelt es sich meist um Teilzeitjobs oder berufliche Seiteneinstiege. Professioneller Journalismus, von wiedergeborenen Christen betrieben, kann in Zukunft wesentlich mit dazu beitragen, dass über herausfordernde Themen wie biblische Glaubensprinzipien, Christsein am Arbeitsplatz, Mission, Umweltschutz und Produktion, indigene Bevölkerung, Armut, Politik, Integration, Klimawechsel u. a. m. seriös diskutiert und nachgedacht wird, zum Wohl der eigenen mennonitischen Gemeinschaften und ihrer unmittelbaren Umgebung und damit nicht zuletzt auch für das ganze Land.
Marvin Dürksen
Paul Klassen: Mennoblatt 50 (1979) 5, S. 6-8.