Tres Palmas

Tres Palmas ist eine eigenartige und im Vergleich mit den anderen mennonitischen >Kolonien in ihren Anfängen eine etwas bunt zusammengewürfelte mennonitische Siedlung im östlichen >Paraguay. Sie liegt etwa 20 km nördlich der Kolonie >Bergthal in einer idyllischen Landschaft am Stausee Yguazú und wird von zahlreichen Bächen und Wasserläufen durchzogen. Im Jahre 1961 kaufte Jakob (Jack) Braun aus Bergthal 2.060 ha Land an der rechten Seite des Río Yguazú. Zwei Jahre später erwarb auch John Janzen, ebenfalls aus Bergthal, 52.000 ha an der linken Seite des Yguazú. Die Holzausbeute war in den ersten Jahren der wichtigste Produktionszweig. Bald errichteten die Besitzer im Tal des Yguazú Sägewerke und eine Möbelfabrik. Dazu benötigten sie viele Arbeiter. So kam es zu einer bunten Zusammensetzung von Familien aus >Bergthal, >Menno, >Fernheim, >Neuland, >Asunción, >Friesland, >Volendam. Einige kamen sogar aus dem Ausland wie den USA, Mexiko, Brasilien, Uruguay und Bolivien. Eine Anzahl von ihnen hat später die Kolonie wieder verlassen.
Im Januar und Februar 1970 kam es zu einer “massiven Auswanderung” aus Bergthal. Wohnhäuser, eine Schule und ein Hospital, insgesamt 30 Gebäude, wurden von Bergthal auf das von Jakob Braun erworbene Land am rechten Ufer des Yguazú gefahren. Hier gründeten sie gegenüber von Tobatí an der linken Seite des Yguazú das Dorf Lucero (Morgenstern).
1973 arbeiteten John Janzen und Dr. John >Schmidt einen Plan zur Gründung einer >Mennonitenkolonie aus. Sie einigten sich auf den Namen Sociedad Civil Tres Palmas.
Am 17. Oktober 1973 wurde die Kolonie staatlich anerkannt und erhielt ihre Personería Jurídica. Das erste Koloniekomitee bestand aus David Janz, Jakob Braun und Dr. John >Schmidt. Durch Zuwanderung entstand ein weiteres Dorf, Florida. Gegen Ende der siebziger Jahre besaß die Kolonie 14.000 ha Land mit rund 30 Familien. Mit Arbeitern und Pächtern zusammen lebten hier um diese Zeit rund 300 Personen.
Die Zukunft der Kolonie sah viel versprechend aus. Von der Holzausbeute waren die Einwohner nach und nach auf Viehzucht und Landwirtschaft übergegangen. Der Ertrag der Sojaernten war gut und der Verkauf gesichert. Ein eigenes Schulwesen mit neun Schuljahren war aufgebaut worden. Die Kolonie hatte ihr eigenes Hospital. Die Glaubensgemeinde pulsierte voll neuen Lebens und engagierte sich aktiv in der missionarischen Arbeit. Doch dann kam das Krisenjahr 1983, das die Zukunft der Kolonie und Gemeinde in Frage stellte.
Durch das Acaray-Stauwerk wurde das Wasser des Yguazú gestaut. Die großen Regenfälle im Jahre 1983 ließen den Wasserspiegel unerwartet schnell ansteigen, wodurch riesige Landflächen in einen See verwandelt wurden. Der lang gestreckte See zog sich durch die Siedlung und schnitt den größeren Teil von der Außenwelt ab. Der sehr schlechte und lange Weg um den See (etwa 60 km) herum erschwerte das Wirtschaftsleben ungemein. Viele Einwohner entschlossen sich daher, Tres Palmas zu verlassen. Die bleibenden Familien erholten sich nur langsam von der Krise. Der Anschluss der Kolonie an das staatliche Stromnetz im Jahre 1993 und eine Brücke über den See (1994) zwischen Lucero und Tres Palmas gab neuen Mut und brachte wirtschaftlichen Fortschritt.
Die >Kolonie hatte zum 1. Januar 2008 9.200 ha Land, auf dem 220 Mennoniten wohnten, außerdem noch rund 30 nicht mennonitische Personen, die als Angestellte innerhalb der Kolonie sesshaft geworden waren. (>Evangelische Mennonitengemeinde Tres Palmas).
Gerhard Ratzlaff
Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 153-160; Sue Barkman: Ever-Widening Circles: EMC Missions Silver Jubilee 1953 – 1978. Steinbach, Manitoba: Evangelical Mennonite Conference, 1978, S. 89-130.