Westreserve

Als die Mennoniten 1874 – 1876 aus der Kolonie Bergthal in Russland nach Kanada auswanderten, siedelten sie in der Nähe des Red River in Manitoba an. Weil die Provinzregierung Manitobas an beiden Seiten des Red River für die eingewanderten Mennoniten Land reserviert hatte, sprach man sehr bald von den Westreservern, die an der Westseite des Flusses siedelten, und von den Ostreservern, die an der Ostseite des Red River siedelten. Das an der Westseite des Flusses für die Mennoniten bereit gehaltene Land war mit 156.000 ha mehr als doppelt so groß wie die >Ostreserve. Es stellte sich bald heraus, dass der Boden auf der Westreserve besser war als an der gegenüber liegenden Seite. Er war ertragreicher und das Schmelzwasser floss im Frühling viel schneller ab.
Auf der Westreserve entstanden drei Gemeinden. Die Altkolonier, die sich “Reinländer Mennonitengemeinde” nannten, bildeten die größte Gruppe. Die zweite Gruppe bildete die kleine fortschrittlichere “Bergthaler Mennonitengemeinde”. Die “Sommerfelder Mennonitengemeinde”, die sich so nannte, weil der Gemeindeälteste, Abraham Dörksen, im Dorf Sommerfeld wohnte, bildete die dritte Gemeinde. Sie hielten, wie auch die Reinländer, die Schulen, wie sie bisher gewesen waren.
Die Schulentwicklung in Kanada war dann auch eine der wichtigen Gründe, warum man nach Paraguay auswanderte. Bei der Gründung der >Kolonie >Menno in Paraguay 1927/28 bildeten die Sommerfelder mit etwa 20 % den zweitgrößten Teil der Siedler.
Später sind von der Sommerfelder Mennonitengemeinde der Westreserve weitere Gruppen in Paraguay eingewandert, wo sie die Kolonien >Sommerfeld (1948) und >Santa Clara (1972) gegründet haben.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Kanadische Mennoniten bezwingen eine Wildnis, 50 Jahre Kolonie Menno – erste mennonitische Ansiedlung in Südamerika. Neu überarbeitete Ausgabe. Loma Plata: Druckerei Friesen, 2004; Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997, S. 34 -35, 173ff u. 407-414; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof, Deutschland: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 389; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 68.