Mennonitengemeinde

Der Begriff “Mennonitengemeinde” kann in Paraguay verwirrend wirken. Man muss wissen, dass es bei der Vielfalt der mennonitischen Gemeinden in Paraguay verschiedene Gemeinderichtungen und die entsprechenden Bezeichnungen gibt (>Mennoniten in Paraguay), darunter die Mennonitengemeinde (MG) bzw. die Mennonitengemeinden, die Mennoniten Brüdergemeinden (MBG), eine Gemeinde mit der Bezeichnung Evangelisch-Mennonitische Bruderschaft (EMB) sowie einige Gemeinden mit der Bezeichnung Evangelische Mennonitengemeinde (EMG) und andere mehr. Mennonitengemeinden gibt es je eine in den folgenden Kolonien: >Fernheim, >Neuland, >Friesland, >Volendam und Asunción. In Fernheim gibt es neben der großen Mennonitengemeinde drei MBG und eine EMB, in Menno dagegen gibt es 15 Mennonitengemeinden (MG) – und sonst keine anderen. Sie haben sich in der >Nordmennokonferenz und der >Südmennokonferenz zusammengeschlossen. Alle Mennonitengemeinden (MG) in Paraguay haben sich zu einer >Vereinigung der Mennonitengemeinden von Paraguay zusammengeschlossen. Zu Beginn des Jahres 2008 hatte sie 7.399 Gemeindeglieder.
Gerhard Ratzlaff

Mennonitengemeinde von Menno
Die Chortitzer Gemeinde in Manitoba nahm ihren Anfang 1874, als die >Bergthaler Gemeinde in den Jahren 1874 – 1876 aus dem südlichen Russland geschlossen nach Manitoba, Kanada, übersiedelte. Die Kolonie Bergthal in Russland war im Jahre 1836 gegründet worden und bestand aus fünf Dörfern.
In Kanada bildeten sich aus der Altbergthaler Gemeinde mehrere parallele Gemeinden, die sich jedoch zusammenschlossen, um nach Paraguay auszuwandern. Sie suchten eine neue Heimat, weil ihnen durch die kanadische Regierung, die in das veraltete Gemeindeschulwesen eingriff, die Erziehung der Kinder aus den Händen genommen wurde, wie sie meinten. Sie wurden gezwungen, ihre Kinder in die Staatsschulen zu schicken, wo Religionsunterricht verboten war. Zu den Auswanderern gehörten etwa 40 % der Chortitzer Gemeinde aus Manitoba (>Ostreserve), welche etwa 70 % der Mennosiedler bildeten, mit ihrem >Ältesten Martin C. >Friesen. Im paraguayischen >Chaco entstand dann die >Chortitzer Mennonitengemeinde.
Die Sommerfelder (>Westreserve) waren mit etwa 20 % im Siedlungsprojekt vertreten. Sie schlossen sich gleich zu Anfang in Paraguay der Chortitzer Gemeinde an. Sie umfasste jetzt 90 % der Siedler. Die >Saskatchewaner Bergthaler machten 10 % der Siedler aus. Sie wollten als selbstständige Gemeinde bestehen, aber die Hälfte von ihnen schloss sich auch der Chortitzer Gemeinde an, so dass 95 % der Mennosiedler dieser Gemeinde angehörten. Der Rest der Bergthaler trat später zu den Chortitzern über oder verließ das Land. Alle Mennosiedler gehörten dann zu der Chortitzer Gemeinschaft, die sich in der Nachfolge der Gemeinde der Russland-Bergthaler sah. Im Jahr 1950 gab sie sich den Namen “Mennonitengemeinde von Menno”.
Die Regierung von Paraguay gewährte den zunächst nur als Gemeinde organisierten Siedlern großzügige Freiheiten für die landwirtschaftliche, gemeindliche und schulische Entwicklung. Gemeinde und Schule wurden auch hier wieder nach altem Muster geführt. Ältester Friesen aber erkannte, dass Gemeinde und Schule schwer unter der Bindung an traditionelle Formen litten und strebte Erneuerungen an, die nur sehr langsam voranschritten, aber auch nicht mehr zum Stillstand kamen. Eine kleine Gruppe unterstützte ihn darin. Es war eine sehr schwierige Aufgabe. Ältester Friesen aber war der rechte Mann auf dem rechten Platz zur rechten Zeit, um die Gemeinde und Schule aufzurütteln und in geistig und geistlich belebtere Bahnen zu lenken, obwohl eine große Mehrheit zunächst dagegen war. Es gab Versuche, die Gemeinde zu spalten. Letztlich setzten sich jedoch die gemäßigten Reformer unter dem Ältesten Friesen durch, dem es gelang, die Einheit der Gemeinde und den Frieden unter den Gliedern zu bewahren.
Als >Paratodo 1948 entstand, wurde dort bald eine unabhängige Gemeinde gegründet, weil die Entfernungen zu groß und die Betreuung von Nordmenno aus zu schwierig waren. Weil die Gemeinde von >Menno in den 1970er Jahren schon zahlenmäßig wie auch flächenmäßig sehr groß war, einigte sich die Mennonitengemeinde von Menno im Jahr 1978, sich in kleinere Gemeinden aufzuteilen. So wurden zunächst fünf lokale autonome Gemeinden gebildet, die von einem Gemeindeleiter geführt wurden. Damit wurde auch das Amt des >Ältesten abgeschafft.
Im Jahr 2008 bestehen in Menno 15 Mennonitengemeinden, die aus der großen Mennonitengemeinde von Menno hervorgegangen sind. Sie haben sich in der >Nordmennokonferenz und der >Südmennokonferenz zusammengeschlossen.
Uwe S. Friesen
Martin W. Friesen: Neue Heimat in der Chacowildnis. 2. Auflage. Asunción: Imprenta Modelo, 1997; S. 42, 44-48 u. 173 ff.; Peter P. Klassen: Die Mennoniten in Paraguay. Reich Gottes und Reich dieser Welt. 2. erweiterte Auflage. Bolanden-Weierhof: Mennonitischer Geschichtsverein e.V., 2001, S. 389 u. 397-400; Walter Quiring: Deutsche erschließen den Chaco. Karlsruhe: Heinrich Schneider, 1936, S. 201; Gerhard Ratzlaff: Ein Leib – viele Glieder. Die mennonitischen Gemeinden in Paraguay. Hg. Gemeindekomitee. Asunción: Makrografic, 2001, S. 56.