Heinrichs, Franz

Franz Heinrichs (1887 – 1966) wurde am 5. Dezember 1887 (>alter Stil) im Dorf Schardau, Molotschna, Russland, geboren. Seine Eltern waren Jakob Heinrichs und Katharina Dück. Franz Heinrichs heiratete Katharina Wiens im Jahre 1914. Danach zog er mit seiner jungen Frau nach Nikolaijewka in die Gegend von Omsk, Sibirien, und diente als Dorfschullehrer und später als Schulze. Ihnen wurden zwei Töchter geboren. Im Jahre 1929 begab sich die Heinrichs-Familie nach Moskau, um mit vielen anderen auszuwandern (>Flucht über Moskau). Mit der dritten Gruppe der Einwanderer in Paraguay kam die Familie von Deutschland am 18. Juni in den paraguayischen >Chaco, wo sie sich im Dorf Schönwiese (Nr. 7) niederließ. Heinrichs wurde somit Mitbegründer der >Kolonie >Fernheim.
Am 12. Dezember 1930 wählte die Kolonieversammlung nach dem altbewährten mennonitischen Verwaltungssystem in Russland Franz Heinrichs zum ersten >Oberschulzen für das Jahr 1931. Während seiner einjährigen Amtszeit wurde >Filadelfia (Philadelphia) gegründet, der Bau des Industriewerkes begonnen und in Schönwiese die erste >Zentralschule aufgeführt. Heinrichs war auch Vertrauensmann in Paraguay für das >MCC von Nordamerika. Im September 1933 entsandte die Kolonie Heinrichs als ihren ersten ständigen Vertreter und Einkäufer nach >Asunción. Auf diesem Posten hat er treu, gewissenhaft und unter großen Opfern bis 1944 gearbeitet. Das gemietete Haus der Heinrichs diente gleichzeitig als Unterkunft für Kranke, Prediger, Besucher und Durchreisende aus den Kolonien. Auch die Gottesdienste wurden in den ersten Jahren in ihrem Hause veranstaltet. Mit voller Hingabe nahmen die Heinrichs sich der Kranken aus den Kolonien, die zur Behandlung nach Asunción mussten, an. Nach Abschluss seines Dienstes 1944 blieb er mit seiner Familie in Asunción und gehörte so zu den ersten Mitgliedern der Asuncióner Mennonitengemeinschaft. Er starb am 28. September 1966 in Asunción.
Gerhard Ratzlaff
Franz Heinrichs: Mennoblatt 2 (1931) 7, S. 1-2 und 5 (1934) 2, S. 1-2; F. Heinrichs u. D. Löwen: Mennoblatt 3 (1932) 7, S. 4; Heinrich Dürksen: Mennoblatt 37 (1966) 31, S. 6; Peter P. Klassen und Peter Wiens (Hrsg.): Jubiläumsschrift zum 25jährigen Bestehen der Kolonie Fernheim, Chaco Paraguay. Winnipeg: Echo-Verlag, 1956, S. 41-42; 50 Jahre Kolonie Fernheim: Ein Beitrag in der Entwicklung Paraguays. Hg. Kolonie Fernheim. Asunción: Imprenta Modelo, 1980, S. 39-60.
Heintzelmann
Die mennonitischen >Flüchtlinge aus der Sowjetunion und Polen kamen nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils mit drei Schiffen nach >Paraguay. Der größte Transport war der mit der 1. >Volendam, die in drei Wochen über 2.000 Personen von Bremerhaven nach Buenos Aires brachte. Der beste und schnellste Transport erfolgte mit dem Schiff General Heintzelmann. Am längsten und schwierigsten verlief die Seereise mit der >Charlton Monarch, die wegen Motorschaden schließlich im Nordosten Brasiliens an Land gezogen werden musste, von wo aus dann die Passagiere mit Flugzeugen nach Asunción gebracht wurden.
Begleitet wurden die Flüchtlinge von den MCC-Mitarbeitern Peter und Elfrieda >Dyck bzw. nur von Elfrieda Dyck. Auf den Schiffen wurde ein reges Leben entfaltet: Kinder wurden in Altersgruppen unterrichtet, es gab Programme für Jugendliche und Erwachsene, Chorübstunden wurden abgehalten, Kleider verteilt und Gottesdienste veranstaltet.
Jakob Warkentin
Peter & Elfrieda Dyck: Up from the Rubble. Scottdale, Pennsylvania: Herald Press, 1991.